Das Buch Daniel – Kapitel 10

Die Endzeit. Kapitel 10-12

Die drei letzten Kapitel des Danielbuches gehören zusammen. Die Kapitel sind so aufgeteilt:

  • Daniels Begegnung mit einem Engel – Kapitel 10.
  • Die Machtkämpfe im griechischen Reich – Kapitel 11.
  • Der Endsieg – Kapitel 12,1-4.
  • Daniels letztes Gespräch mit den Engeln – Kapitel 12,5-13.

Daniels Begegnung einem Engel – Kapitel 10

Daniel berichtet von einer weiteren Botschaft, die er von Gott bekam. Er sah eine Vision und hörte eine Botschaft. Das war zwei Jahre nach der Botschaft, die er in Kapitel 9 bekommen hatte. Die Botschaft war wahr. Sie handelte von großen Kämpfen. Diese Kämpfe geschahen in der unsichtbaren Welt. Aber auch auf der Erde wurde gekämpft. Davon erzählt Kapitel 11.

Daniels Trauer – Verse 2 und 3

Daniel trauerte drei Wochen lang. Er sagt nicht den Grund, weshalb er trauerte. Vielleicht hatte er schlechte Nachrichten aus Israel und Jerusalem bekommen. Feinde der Juden hatten Briefe an den persischen König geschrieben. Sie wollten verhindern, dass der Tempel in Jerusalemwieder aufgebaut wird. Der persische König ordnete einen Baustop an. Das kann man nachlesen im Buch Esra, Kapitel 4 und 5.

Daniel trauerte nicht nur, er betet auch zu Gott. Er aß weder Fleisch noch leckere Speise und trank nur Wasser. Er gebrauchte auch keine Körperlotion. Sein Gebet war sehr ernst gemeint.

Daniels Vison – Verse 4 bis 9

Daniel befand sich mit einigen anderen Leuten am Ufer des Tigris. Das ist einer der beiden großen Flüsse, die durch den heutigen Irak in den persischen Golf fließen. Daniel blickte auf und sah eine menschliche Figur. Sein Körper war gebräunt, er trug einen Gewand aus Leinen mit einem goldnen Gürtel. Sein Gesicht war hell wie ein Blitz. Seine Augen leuchteten wie Fackeln. Seine Arme und Füße waren wie aus Messing. Seine Stimme war so laut wie eine Menschenmenge. Daniels Begleiter waren so erschrocken, dass sie wegliefen und sich versteckten.

Daniel blieb allein zurück. Die Vision war überwältigend. Daniel wurde ohnmächtig und blass und fiel auf den Boden. Daniel hat ohne Zweifel einen Engel gesehen. Engel sind mächtige Geistwesen, nicht wie die niedlichen „Engelchen & Teufelchen“, die man manchmal in der Zeitung sieht. Engel sehen aus wie Menschen, nur viel herrlicher. Engel haben keinen Heiligenschein, wie oft in den Bildern in der Kirche. Die meisten Engel tragen auch keine Flügeln. Die einzigen Engel, die Flügel haben, sind die Cherubim (Schwertengel) im Tempel (2. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 20) und die Seraphim, die vor Gottes Thron stehen (Buch Jesaja, Kapitel 6, Vers 2).

Daniels Beschreibung des Engels ist sehr ähnlich der Beschreibung des auferstandenen Herrn Jesus in der Offenbarung (Offenbarung des Johannes, Kapitel 1, Verse 13-15). Deshalb glauben manche Ausleger, Daniel habe den Herrn Jesus Christus gesehen. Andere glauben, es handelte sich um den Engel Gabriel, den Daniel schon zweimal vorher gesehen hatte (Kapitel 8, Vers16; Kapitel 9, Vers 21).

Die Botschaft des Engels an Daniel – Verse 10 bis 13

Als er den Engel sah, fiel Daniel ohnmächtig auf den Boden. Plötzlich spürte er eine Hand. Der Engel berührte ihn und helf ihm auf die Kniee.

„Gott hat dich sehr lieb,“ sagte der Engel zu Daniel. „Er hat mich zu dir gesandt. Nur stehe bitte jetzt auf und gib Acht auf das, was ich zu dir sage.“

Daniel stand auf, aber er zitterte noch. „Du brauchst keine Angst haben, Daniel,“ sagte der Engel zu ihm. „Gott hat vom ersten Tag an dein Gebet erhört. Ich bin gekommen als Antwort auf dein Gebet.“

Der Engel erklärte Daniel, warum er nicht früher gekommen war. „Der Fürst des persischen Reiches stand vor mir während 21 Tage.“ (Daniel, Kapitel 10, Vers 13). Es gibt unterschied-liche Meinungen, wer dieser Fürst war. Manche meinen, es war der persische König. Andere glauben, es war der Schutzengel von Persien. Das bedeutet: jedes Land oder jedes Volk hat einen Schutzengel. Wieder andere glauben, es handelt sich um einen gefallenen Engel, einen Verbündeten Satans.

Die Worte „stand vor mir“ kommen auch in Vers 16 vor. Dort stand Daniel vor dem Engel, der mit ihm redete. In den meisten Bibelübersetzungen steht aber in Vers 13: „er wiederstand mir“. Das heißt: Gott sandte seinen Engel, Gabriel, zu Daniel. Doch Gabriel wurde aufge-halten. Ein böser Engelfürst stand ihm im Wege. Deshalb kam Gabriel erst 3 Wochen später zu Daniel.

Territorialgeister und geistliche Kampfführung

Manche Leute verstehen diesen schwierigen Bibelvers so: jedes Land oder jedes Volk steht unter der Macht eines bösen Engelfürsten. Diese Engel nennt man „Territorialgeister“. Diese Engel sind Diener Satans. Sie verhindern, dass ihr Volk das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus hört. Deshalb müssen Christen beten und diese Geister im Namen Jesu binden. Erst dann können die Menschen die gute Nachricht von Jesus annehmen. Diese Art von Gebet nennt man „geistliche Kampfführung.“

Vor einigen Jahren stiegen einige Christen in meiner Heimatstadt auf die Ladefläche eines LKWs. Ein bekannter christlicher Musiker war dabei. Sie fuhren an verschiedenen Straßen-kreuzungen und sangen ein Lied „Mache eine Bahn frei für Jesus!“ Dann beteten sie, um die bösen Geister aus der Stadt zu verbannen.

Es stimmt, dass gläubige Christen in einem geistlichen Kampf stehen (Brief des Apostels Paulus an die Epheser, Kapitel 6, Vers 12). Es ist wahr: Satan möchte nicht, dass Menschen das Evangelium hören. Er verblendet den Sinn der Ungläubigen (Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Korinther, Kapitel 4, Vers 4). Er nimmt ihnen Gottes Wort aus den Herzen (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 13, Vers 19). Deshalb beschrieb der Apostel Paulus seine Arbeit als ein Kampf (Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Korinther, Kapitel 10, Verse 3-5). Doch wir Menschen können die Macht Satans nicht binden. Das hat Jesus am Kreuz getan (Das Evangelium Johannes Kapitel 12, Verse 31-32; Evangelium nach Lukas, Kapitel 10, Vers 18 und Kapitel 11, Verse 21-22). Unsere Aufgabe ist: an Jesus glauben, die gute Nachricht von Jesus weiterzusagen und Gott zu bitten, sein Wort zu segnen.

Der Erzengel Michael

Der Engel Gabriel erzählte Daniel weiter: „Michael, einer der Erzengel, kam, um mir zu helfen.“ An drei anderen Stellen der Heiligen Schrift ist vom Erzengel Michael die Rede. In Kapitel 12 des Danielbuches wird er „Engelfürst über das Volk Israel“ genannt. Deshalb glauben viele, Michael ist der Schutzengel des Volkes Israel. Es heißt auch in Vers 9 des Judasbriefs, dass der Erzengel Michael mit dem Teufel über den Leichnam von Mose stritt. In der Offenbarung des Johannes kämpft Michael mit seinen Engeln gegen Satan und seine Engeln. Satan wird besiegt und aus dem Himmel geworfen. Deshalb glauben manche, der Erzengel Michael ist kein anderer wie Jesus Christus selber. Dies sagt die Bibel aber nicht.

Daniels Gespräch mit dem Engel – Verse 14 – 21

Michael war gekommen, um Gabriel zu helfen. So war Gabriel frei, zu Daniel zu gehen. Der Engel sagte zu Daniel: „Ich gebe dir einen Einblick in die Zukunft deines Volkes.“ Daniel war zunächst sprachlos. Es spürte aber, dass jemand seine Lippen berührte. Der Engel sah aus wie ein Mensch. Daniel konnte wieder sprechen.

„Diese Vision ist so gewaltig,“ sagte Daniel zu dem Engel, der vor ihm stand. „Wie kann ich als Knecht mit einem solchen Herrn reden?“

Der Engel berührte Daniel noch einmal. „Gott hat dich sehr lieb, Daniel. Du brauchst keine Angst haben. Schalom dir! (Friede sei mit dir!) Sei stark und mutig!“

Diese Worte des Engels zu Daniel gelten auch für uns heute. Gott liebt auch dich. Er liebt dich so sehr, dass er Jesus für dich in die Welt sandte. Jesus starb am Kreuz, damit dir die Sünden vergeben werden. Deshalb brauchst auch du keine Angst zu haben. Wie oft heißt es in der Bibel: „Habt keine Angst!“ Wenn wir an Jesus glauben, dann haben wir Frieden mit Gott. Das gibt uns Mut und Kraft.

Durch die Worte des Engels bekam auch Daniel neuen Mut und neue Kraft. Er bat den Engel, weiter mit ihm zu reden. Was der Engel zu Daniel sagte, lesen wir in Kapitel 11.

Fortsetzung folgt!

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de