Die Offenbarung des Johannes – 3. Teil

Ein Blick hinter die Kulissen

Eine Erklärung der Offenbarung des Johannes
Kapitel 1, Verse 9 – 20

Der Verfasser

Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis, und am Reich und an der Geduld in Jesus, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes Willen und des Zeugnisses von Jesus.

Offenbarung 1, 9

1. Bruder

Jüdische Menschen nennen sich Brüder und Schwester, weil sie alle von Abraham abstammen. Christen nennen sich Brüder und Schwester, weil sie alle den gleichen himmlischen Vater haben, nämlich Gott.

2. Mitgenosse

Sozialisten, Gewerkschaftler und Kommunisten nennen sich „Genosse“. Genossen sind eigentlich Leute, die etwas gemeinsam haben. Johannes nennt drei Dinge, die er mit anderen gemeinsam hat. Alle Menschen, die an Jesus glauben, teilen diese drei Dinge.

2.1 Bedrängnis

In manchen Bibelübersetzungen steht Trübsal oder Drangsal. Das sind altmodische Wörter. Heute sagen wir Druck oder Stress. Wenn jemand Jesus Christus treu nachfolgt, bekommt er oder sie Druck. Vielleicht werden wir von Arbeitskollegen ausgelacht. Manchmal ist unsere Familie nicht einverstanden mit unserem Glauben. Das Buch der Offenbarung wurde uns gegeben, um uns in Bedrängnis zu helfen.

2.2 Das Reich

Die Pharisäer (streng gläubige Juden) fragten Jesus: „Wann kommt das Reich Gottes?“ Jesus antworte: „Das Reich Gottes kann man nicht sehen, aber es ist mitten unter euch.“ (Evangelium nach Lukas, Kapitel 17, Verse 20+21). Pilatus fragte Jesus: „Bist du ein König?“ Jesus antworte: „Ja, aber mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Evangelium nach Johannes, Kapitel 18, Vers 36). Das Reich Gottes ist heute in den Herzen der Menschen, die Jesus nachfolgen.

Die Menschen, die nicht an Jesus glauben, kämpfen gegen das Reich Gottes. Das Buch der Offenbarung erzählt von diesem Kampf. Aber Jesus wird Sieger sein. Im Vater Unser beten wir „Dein Reich komme!“ Wenn Jesus wiederkommt, werden alle Menschen Gottes Reich sehen. Aber noch ist es nicht soweit. Gottes Reich ist noch nicht sichtbar. Deshalb brauchen wie Geduld.

2.3 Geduld

Zweimal in der Offenbarung steht Hier ist die Geduld der Heiligen! (Kapitel 13, Vers 10; Kapitel 14, Vers 12) Man könnte auch übersetzen: Menschen, die an Jesus glauben, müssen fest und treu bleiben. Das Buch der Offenbarung wurde uns gegeben, damit wir fest und treu bleiben.

Der Herr Jesus sagte:

Bleibt in mir und ich in euch. Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so werdet ihr wahrhaftig meine Jünger.

Johannesm 15, 4; 8, 32

Wer bis an Ende fest bleibt, der wird errettet.

Markus 13, 13

Die Saat auf dem guten Land sind die, die Gottes Wort hören und behalten und Frucht bringen in Geduld.

Lukas 8, 15

Der Apostel Paulus schrieb:

Steht fest, liebe Glaubensgeschwister, und haltet euch an die Lehre. Seid fest und unerschütterlich, meine lieben Glaubensgeschwister!

2. Thess. 2, 15; 1. Kor. 15, 58

Weitere Bibelstellen zu diesem Thema findet man im Hebräerbrief, Kapitel 6, Verse 11+12; Kapitel 10, Verse 23+36; Brief an die Römer, Kapitel 5, Vers 3; Brief des Jakobus, Kapitel 1, Vers 3; 1. Brief des Petrus, Kapitel 1, Vers 5; Kapitel 5, Verse 9+10; 2. Brief des Petrus, Kapitel 3, Vers 17.

3. Verbannter

Die Insel Patmos liegt im Ägäischen Meer, nicht weit von der Westküste der Türkei. Bilder und mehr über die Insel findet man auf Wikipedia.

Insel Patmos (Quelle: www.wikipedia.de)

Heute fahren viele Touristen dorthin. Johannes war aber nicht als Tourist dort. Es war dorthin verbannt worden, weil er Gottes Wort predigte und an Jesus glaubte.

Der Auftrag

Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herrn und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamon, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodizea.

Offenbarung 1, 10

Mehrere Menschen in der Heiligen Schrift hatten ähnliche Erlebnisse wie Johannes. Man nennt das „Extase.“ Gott sprach zu ihnen durch Träume: Abraham (1. Mose 15, 12), Jakob (1. Mose 28, 12) und Daniel (Daniel 7, 1). Gott zeigte ihnen Visionen: Jesaja (Jesaja 6, 1), Jeremia (Jeremia 1, 11+13), Hesekiel (Hesekiel 1, 1), Amos (Amos 7, 1.4.7), Daniel (Daniel 2, 19; 8, 1; 10, 7) und Sacharja (am Anfang der Kapitel 2-6). Manche wurden vom Geist entrückt wie Hesekiel (Hesekiel 8, 3 bis Kapitel 11, 24), Philippus (Apostelgeschichte 8, 39) und Paulus (2. Brief Korinther 12, 2 bis 4).

Johannes bekommt einen Auftrag von Jesus Christus. Er soll schreiben, was er gesehen hat, in ein Buch. Damals waren die Bücher wie ein Schriftrolle. Er soll sieben Kopien der Schriftrolle machen. Je eine Kopie der Schriftrolle soll er an eine der sieben Gemeinden schicken. Diese Schriftrollen nennt man Sendschreiben. Wenn man bei Wikipedia das Wort „Sendschreiben“ eingibt, findet man die Namen und eine Landkarte der sieben Gemeinden.

Die Vision

Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich.

Offenbarung 1, 12-13

Johannes dreht sich um …  copyright: https://www.revelationillustrated.com/
Hören und Sehen

Zuerst hörte Johannes hinter ihm eine laute Stimme. Er drehte sich um, um zu sehen, wer mit ihm spricht. Aber er war überrascht. Zunächst sah er keine Person sondern sieben goldene Leuchter. Solche Überraschungen erlebt Johannes auch in Offenbarung, Kapitel 5, Verse 5+6, und Kapitel 7, Verse 4+9. Zuerst hörte er etwas, aber sah etwas anders.

Der Herr und die Gemeinden

Die sieben goldenen Leuchter sind die sieben Gemeinden. Das erklärt der Herr Jesus in Vers 20. Der auferstandene Herr Jesus Christus wandelt mitten unter den sieben Gemeinden. Daraus lernen wir drei wichtige Lektionen über die Kirche.

1. Gottes Volk

Im Alten Testament war Israel Gottes Volk. Das Bild für Israel war der Leuchter mit sieben Armen. Dieser Leuchter stand früher im Tempel. 70 nach Christus nahmen ihn die Römer weg. Heute existiert er nicht mehr. Im Neuen Testament ist die Gemeinde Gottes Volk. Es besteht aus Juden und Nichtjuden, die an Jesus glauben. Das Bild der Gemeinde sind sieben einzelne Leuchter.

2. Keine Großkirche sondern einzelne Gemeinden

Die Römisch-Katholische Kirche ist eine Riesenorganisation. Ganz unten sind die einfachen Mitglieder. Darüber sind die Priester, dann Dekane und Bischöfe, Erzbischöfe und Kardinäle, und an der Spitze steht der Papst. Auch die evangelischen Kirchen sind ähnlich aufgebaut. Es gibt z.B. die Rheinische Kirche, die westfälische Kirche, die Nordelbsiche Kirche und so weiter. An der Spitze steht jeweils ein Präses. Im Neuen Testament gab es keine große Organisation. Jede einzelne Gemeinde war selbständig.

Numerier3. Jede einzelne Gemeinde steht in Verbindung mit dem Herrn Jesus Christus

Der Herr Jesus kennt jede einzelne Gemeinde. Durch Johannes sagt er zu jeder Gemeinde: „Ich weiß, was ihr macht!“ Durch Johannes sagt er jeder Gemeinde, was sie richtig oder falsch macht. Der Herr erklärt jeder Gemeinde, was sie braucht und was sie tun muss.

Jesus Christus

Er war einem Menschensohn gleich, angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße wie Golderz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen. Er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht.

Offenbarung 1, 13-16

Jesus Christus in der Vision.  copyright: https://www.revelationillustrated.com/

Jesus nannte sich selbst „Menschensohn.“ Der Name stammt aus dem Buch Daniel, Kapitel 7, Verse 13+14. Sein goldenes Gürtel erinnert an den Engel aus dem Buch Daniel, Kapitel 10, Vers 5. Die Haare weiß wie Wolle sind ein Zeichen seiner Weisheit und Ewigkeit (Buch Daniel, Kapitel 7, Vers 9). Seine Augen sind wie Feuerflammen und sehen alles. Seine Füße wie Erz (Buch Hesekiel Kapitel 1, Vers 7 und Kapitel 40, Vers 3) zeigen, dass er der Richter ist. Seine Stimme wie Wasserrauschen ist die Stimme des Herrn (Buch Hesekiel, Kapitel 43, Vers 2). Das Schwert aus seinem Munde ist das Wort Gottes (Buch Jesaja Kapitel 11, Vers 4 und Kapitel 49, Vers 2; Brief an die Hebräer Kapitel 4, Vers 12). Sein Angesicht strahlt Gottes Herrlichkeit aus.

Überwältigt

Als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot.

Offenbarung 1, 17

Das letzte Mal, wo Johannes Jesus gesehen hatte, was bei der Himmelfahrt. Jesus sah aus wie ein normaler Mensch. Er trug die Wundmale der Kreuzigung an Hand- und Fußgelenk. Nun sieht Johannes Jesu Herrlichkeit. Kein Wunder, dass er überwältigt war. So erging es andern Menschen, die ein Vision von dem Herrn hatten, z.B. Jesaja (Buch Jesaja, Kapitel 6, Vers 5), Hesekiel (Buch Hesekiel, Kapitel 1, Vers 28), Daniel (Buch Daniel, Kapitel 8, Vers 17; Kapitel 10, Verse 8+9) oder Paulus (Apostelgeschichte, Kapitel 9, Verse 3+4)

Zuspruch

Er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. Schreibe, was du gesehen hast und was ist und was geschehen soll danach.

Offenbarung 1, 17-19

Jesus macht Johannes Mut. Er legt ihm die Hand auf den Schulter, um ihn zu ermutigen. Er spricht ihm zu. Er sagt: „Du brauchst keine Angst zu haben.“ Jesus sagt, er ist der Erste und der Letzte, das heißt, er ist der allmächtige Gott. Jesus hat den Tod überwunden. Er hat die Schlüssel des Todes und des Totenreichs. Das heißt: wenn du an Jesus glaubst, brauchst du keine Angst mehr zu haben vor dem Tod. Jesus sagte:

Wer mir vertraut, wird leben, auch wenn er eines Tages sterben muss. Wer durch mich neues Leben hat und glaubt an mich, wird den ewigen Tod nicht sterben.

Johannes 11, 25+26

Die Engel der Gemeinden

„Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und der sieben goldenen Leuchter ist dies: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.“

Offenbarung 1, 20

Es gibt unterschiedliche Meinungen, wer die „Engel der Gemeinden“ sind. Der große schweizer Bibelausleger Adolf Schlatter meinte, es sind Schutzengel der Gemeinden. Aber wie könnte Johannes ihnen einen Brief schreiben? Ein anderer bekannter deutscher Bibelausleger Theodor Zahn meinte, es seien Bischöfe, aber damals gab es noch keine Bischöfe, so wie sie heute sind. Viele Menschen glauben, es waren die Pastore der Gemeinde, aber damals gab es keine Pastore oder Prediger, so wie sie in vielen Kirchen und Gemeinden heute sind.

Die Lösung ist vielleicht ganz einfach. Das Wort „Engel“ bedeutet ursprünglich „Bote“. Wahrscheinlich gab es in jeder Gemeinde eine Person, die den Schriftverkehr der Gemeinde erledigte. Johannes sollte ihnen die Sendschreiben, die Briefe an die sieben Gemeinden schicken.

In der nächsten Folge bekommen wir einen Überblick über die sieben Sendschreiben, ehe wir die einzelnen Briefe an die sieben Gemeinde studieren.

Fortsetzung folgt!

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de