Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.Matthäus 10, 16
Jesus benutzte hier vier Bilder: er spricht von Schafen, die unter die Wölfe gesandt werden, und von Tauben und Schlangen. Was wollte Jesus mit diesen Bildern wohl sagen?
Am Anfang des 10. Kapitels des Matthäusevangeliums liest man, dass Jesus seine zwölf Jünger zu sich rief. In Vers 5 liest man, dass er sie aussandte, zu predigen. Die Schafe, die Jesus mitten unter die Wölfe sandte, waren also seine Jünger, die die Gute Nachricht von Jesus verbreiteten.
Damals waren die Jünger die Männer, die wir heute die zwölf Apostel nennen. Ihre Namen stehen auch am Anfang des 10. Kapitels des Matthäusevangeliums. Ehe der Herr Jesus in den Himmel fuhr, gab er seinen Aposteln den Auftrag, Menschen in der ganzen Welt zu seinen Jüngern zu machen. Sie sollten sie lehren, alles zu halten, was Jesus befohlen hat.
Jeder, der heute an Jesus glaubt und ihm nachfolgt, ist sein Jünger und hat den gleichen Auftrag, anderen von Jesus zu erzählen. Wenn man das tut, sollte man nicht vergessen, dass er oder sie wie ein Schaf unter Wölfen ist.
Schafe sind hilflose Tiere. Gegen Wölfe haben sie keine Chance! Ihr einziger Schutz ist der gute Hirte. Jesus warnt uns durch dieses Bild von den Schafen unter den Wölfen. Er macht uns klar: wenn du Menschen von mir erzählst, kannst du Probleme bekommen.
Jesus sagte: Wenn die Menschen dieser Welt dich hassen, vergiss nicht, dass sie mich schon vorher gehasst haben. (Johannesevangelium, Kapitel 15 Vers 18). Eine französische Studentin fuhr auf eine Bibelfreizeit. Ihr Vater kam nachher erbost zum Pastor und beschwerte sich. Er hatte nichts dagegen, dass seine Tochter mit einem Freund das Wochenende verbringt, aber die Bibel studieren – das geht doch nicht! In Deutschland werden wir vielleicht verspottet, wenn wir von Jesus erzählen, aber in anderen Ländern müssen Christen dafür ins Gefängnis.
Eine weitere Gefahr sind Leute, die die Gute Nachricht von Jesus verändern. Jesus nannte sie Wölfe in Schafspelz (Matthäusevangelium, Kapitel 7 Vers 15). Sie sehen aus wie Schafe, sind aber in Wirklichkeit gefährliche Wölfe. Sie sind religiös und tun vielleicht sehr fromm. Manche von ihnen haben ein Amt in der Kirche, Pfarrer oder sogar Bischof. Doch in Wirklichkeit arbeiten sie gegen Jesus. Einige von ihnen sagen den Menschen, sie brauchen sich nur taufen zu lassen und in der Kirche zu bleiben, dann kommen sie schon in den Himmel. Andere sagen, Jesus war gar nicht Gottes Sohn sondern nur ein Mensch wie du und ich.
Schafe sind harmlose Tiere. Sie üben nie Gewalt aus. Leider hat es in der Geschichte der christlichen Kirche Zeiten gegeben, in denen man versuchte, das Christentum mit Gewalt zu verbreiten. Ein Beispiel sind die Kreuzzüge im Mittelalter. Sogenannte „Kreuzritter“ trugen ein Kreuz auf Fahne, Schild und Brustpanzer. Sie wollten das Heilige Land Israel aus den Händen der Heiden befreien. Das ist ein Grund, weshalb die Muslime Europa und Amerika heute noch „Kreuzzügler“ nennen. Im Mittelalter wurden auch viele jüdischen Menschen in Europa gezwungen, sich taufen zu lassen und in die Kirche einzutreten.
Das alles war natürlich vollkommen falsch. Christen dürfen nie Gewalt oder Zwang anwenden. Sie sollten allen Menschen in Liebe begegnen und für sie beten.
Weil Schafe Angst vor den Wölfen haben, bleiben sie lieber im Schafstall oder bei der Herde. Auch Christen fühlen sich wohler in der Gemeinde und in der Gemeinschaft der Gläubigen. Aber Jesus sendet seine Leute zu den Menschen, damit sie von ihm erzählen.
Menschen von Jesus zu erzählen ist nicht immer einfach. Deshalb sagte der Herr, wir sollten klug sein wie die Schlangen. Für uns Menschen heute sind Schlangen gefährliche, giftige Tiere. Eine andere Meinung ist, dass Schlangen listig sind. Das steht sogar in der Bibel (1. Mose, Kapitel 3 Vers 1). Aber zur Zeit Jesu galt die Schlange als kluges Tier. Christen sollen auch klug sein, aber nicht listig. Jesus sagte: seid ohne Falsch wie die Tauben.
Wir müssen gut überlegen, wie wir anderen Menschen über Jesus erzählen können. Zuerst müssen wir ihr Vertrauen gewinnen. Dann müssen wir ihnen zuhören. So entdecken wir, welche Probleme sie haben. Wir können beten, dass Gott uns eine gute Gelegenheit gibt zu erzählen wie der Herr uns geholfen hat.
Michael Ponsford
mponsford@t-online.de