Das Buch Daniel – Kapitel 5

Gewogen und zu leicht gefunden

Zu seinem Erschrecken sah König Belsazar wie ein Hand auf die getünschte Wand seines Palastes schrieb: „Mene, Mene, Tekel, U-Parsin“. Daniel erklärte ihm: „Mene heißt, Gott hat die Tage deiner Herrschaft gezählt und zu Ende gebracht. Tekel heißt, du bist auf der Waage gewogen und zu leicht gefunden. Peres heißt, dein Reich ist den Medern und Persern gegeben.“ In der selben Nacht wurde Belsazar umgebracht.

Daniel 5,24-30

Belsazar war der Enkel von König Nebukadnezar. Sein Vater Nabonidus war Nebukadnezars Nachfolger als König von Babylon. Nabonidus führte Krieg in Arabien. Er vertraute seinem Sohn Belsazar die Regierung und das Oberkommando der Armee an.

Das babylonische Reich war nicht mehr so mächtig wie zur Zeit Nebukadnezars. Babylon wurde von einer neuen Weltmacht bedroht: das Reich der Meder und Perser. Persien heißt heute Iran. Das feindliche Heer stand schon vor den Toren der Stadt Babylon.

Belsazar war kein weiser König. Obwohl Gefahr drohte, feierte er ein rauschendes Fest. Es gab über Tausend Gäste, Edelleute und die Frauen aus dem Harem des Königs. Es gab jede Menge zu essen und zu trinken.

Als König Belsazar betrunken war, gab er seinen Dienern den Befehl:

„Holt die goldenen und silbernen Gefäße, die man aus dem Tempel Gottes in Jerusalem erbeutet hat!“

Das waren heilige Gefäße für den Gottesdienst. Belsazar ließ sie mit Wein füllen und seine Gästen geben.

„Prost!“ rief er aus. „Der Gott Isaels ist machtlos. Babylons Götter sind mächtiger!“

Überall in Babylon standen Bilder und Statuen der Götter Babylons. Sie waren aus Gold und Silber, Eisen und Bronze, Holz und Stein. Belsazar glaubte, sie hatten mehr Macht als der lebendige Gott, weil Babylon Israel im Krieg besiegt hatte.

Plötzlich erschien eine menschliche Hand. Sie war im Licht des Leuchters auf dem Tisch deutlich zu erkennen. Die Hand schrieb an die Wand. König Belsazar wurde ganz blass. Er war wie gelähmt. Seine Kniee schlotterten. Er ließ seine Berater holen.

Der erschrockene König Belsazar
Quelle: www.wikipedia.de

„Wer mir erklären kann, was diese Schrift bedeutet, den mache ich zum mächtigsten Mann in meinem Reich nach mir,“ sagte König Belsazar.

Keiner seiner Berater konnte dem König die Bedeutung der Schrift erklären. Da erinnerte ihn seine Mutter, dass Daniel den Traum Nebukadnezars hatte erklären können. König Belsazar ließ Daniel kommen. Er versprach ihm eine große Belohung, wenn er die Schrift erklären könnte.

„Eine Belohnung will ich nicht,“ anwortete Daniel, „Aber ich will dir erklären, was die Schrift bedeutet.“

Dann erinnerte Daniel König Belsazar daran, was Nebukadnezar passiert war. Zuerst war Nebukadnezar stolz. Doch dann hatte Gott ihn gedemütigt. Schließlich erkannte Nebukadnezar, wie groß Gott ist (siehe Daniel – Teil 4).

„Das hast du alles gewusst,“ sagte Daniel dem König, „Trotzdem hast du den wahren Gott beleidigt. Mit deinen Gästen hat du aus den heiligen Tempelgefäßen getrunken. Du hast die toten Götter gepriesen. Doch den lebendigen Gott, den Schöpfer, hast du nicht verehrt.“

Daniel las die Schrift an der Wand: „Mene, Mene, Tekel, U-Parsin“. Dann erklärte er den Sinn:

„Mene bedeutet: Gott hat deine Regierungszeit gezählt. Du wirst nicht länger König sein.“
„Tekel bedeutet: du bist auf der Waage gewogen und zu leicht gefunden.“
(Tekel ist Aramäisch, eine ähnliche Sprache wie Hebräisch. Das hebräische Wort heißt Schekel. Das war zuerst ein Gewicht, wie bei uns Gramm und Kilo. Später und bis heute bedeutet es die Landeswährung Israels. In Großbritannien bedeutet Pfund ein Gewicht aber auch die Währung).
„Peres bedeutet: dein Reich wird aufgeteilt und den Medern und Persern gegeben.“
(Das ist ein Wortspiel. Peres bedeutet teilen, Paras bedeutet Perser.)

Aus der Geschichte von Belsazars Fest können wir vieles lernen.

Diese biblische Geschichte war früher in Deutschland sehr bekannt. Das merkt man erstens am Ausdruck: „die Schrift an der Wand“. Diesen Ausdruck findet man noch heute in den Medien (Fernsehen, Zeitung). Zum Beispiel: ein Bundesligaverein verliert mehrere Spiele in Folge. Die Zeitungen schreiben dann: „Der Trainer hat die Schrift an der Wand gesehen“, das heißt: er wird bald seine Stelle verlieren.

Man merkt es auch am Ausdruck: „Mene Tekel“. Man könnte zum Besipiel sagen: „Die Schlacht von Stalingrad war das Mene Tekel des III. Reiches“. Das heißt, nach der Niederlage bei Stalingrad war klar, dass der 2. Weltkrieg für Deutschland verloren war und das III. Reich zu Ende ging.

Aus der Geschichte von Belsazars Fest können wir noch etwas lernen. Die Reiche dieser Welt kommen und gehen. Das hat Daniel dem König Nebukadnezar schon erklärt (siehe Daniel – Teil 2: Weltreich und Gottesreich, Kapitel 2).

Eine weitere Lektion aus der Geschichte von König Belsazar ist: Gott lässt sich nicht spotten. Belsazar hatte sich über Gott lustig gemacht. Er hatte die heiligen Gefäße als Trinkgläser missbraucht. Er lobte die toten Götterbilder, den wahren Gott hat er nicht verehrt.

Neulich gab es ein Ehemaligentreffen der britischen Comiker Monty Python. Früher machten sie viele lustige Fernsehsendungen. Aber einmal gingen sie zu weit. Sie haben einen Film gedreht. Es hieß Das Leben des Brian. Sie machten sich über den Herrn Jesus Christus lustig. Ein Jahr später starb der Hautpdarsteller, der die Rolle von Jesus gespielt hat. Er war erst 40 Jahre alt. Er starb an Krebs.

Gott lässt sich nicht spotten. Was der Mescnh sät, das wird er auch ernten.

Galater 6, 6

Das bringt uns zur wichtigsten Lektion, die wir für uns persönlich aus der Geschichte von König Belsazar lernen können. Gott überprüft unser Leben. Er merkt was wir tun, sagen und denken. Eines Tages müssen wir vor Gottes Gericht erscheinen.

Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes gestellt werden. Jeder von uns wird Gott Antwort geben müssen.

Römer 14, 10+12

Manchmal sieht man vor einem Gerichtsgebäude eine Statue der Gerechtigkeit. Sie wird meistens als Frau gebildet, in einem langen Gewand. Ihre Augen sind gebunden. Das heißt: vor dem Gesetz ist jeder gleich, ob er Uli Hoeness heißt oder Hans Müller. In der rechten Hand hält die Frau ein Schwert. Das ist ein Bild für die Strafe, die das Gesetz verhängt. In der linken Hand hält die Frau eine Waage. Das bedeutet: unsere Taten werden am Maßstab des Gesetzes gemessen.

Die urteilende Justitia, mit Waage (abwägend),
Schwert (strafend/urteilend) und einer Binde
vor den Augen (ohne Ansehen der Person).

Quelle: www.wikipedia.de

Daniel sagte zu König Belsazar: „Gott hat dich in seiner Waagschale gemessen. Du bist zu leicht gefunden. Du bist durchgefallen!“ Die ernsthafte Frage ist: wie wird es bei uns sein?

Im letzten Buch der Bibel beschreibt der Apostel Joahnnes das jüngste Gericht:

Ich sah die Toten, Groß und Klein, stehen vor dem Thron. Bücher wurden aufgetan. Auch ein anderes Buch wurde aufgetan, das Buch des Lebens. Die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern stand, nach ihren Taten. Wer nicht im Buch des Lebens stand, der kam in die ewige Verdammnis.

Offenbarung 20, 12+15

Wir haben uns alle vor Gott schuldig gemacht. Eigentlich muss Gott uns veruteilen. Er könnte sagen:

Weg mit euch, Übeltäter! Geht weg in das ewige Feuer!

Matthäus 7, 23; 25, 41

Aber Gott liebt uns und will nicht, dass wir verloren gehen (siehe 2. Petrus 3, 9). Gott möchte, dass wir errettet werden (siehe 1. Timotheus 2, 4). Deshalb sandte er Jesus, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe sondern ewiges Leben habe. (Johannes, 3, 16). Wenn du an Jesus Christus glaubst und ihm nachfolgst, dann steht dein Namen im Buch des Lebens geschrieben.

Dein Taufschein kann dich nicht vom ewigen Verdammnis retten. Auch nicht deine Firmung oder Konfirmation. Auch nicht deine guten Taten. Nur Jesus kann uns retten. Der Liederdichter hat es so gesagt:

Das, was dein Gesetz verlangt, schaff ich nicht, ich hab’s erkannt. Ich kann ringen, wie ich will, vergießen auch der Tränen viel, Das alles tilgt nicht meine Schuld. Herr, mir hilft doch nur dein Blut! Da ich sonst nichts bringen kann, rufe ich dich, Herr Jesus, an. Nackt und bloß – bekleide mich doch! Hilflos – ach, erbarm dich noch! Schmutzig fliehe ich Herr zu dir. Wasch mich rein, sonst wehe mir!

Mache nicht den gleichen Fehler wie König Belsazar. Warte nicht bis es zu spät ist. Vertraue Jesus Christus dein Leben an. Er liebte dich so sehr, dass er sein Leben am Kreuz für dich gab.

Fortsetzung folgt!

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de

Der deutsch-jüdische Dichter Heinrich Heine hat ein tolles Gedicht über Belsazars Fest geschrieben.

Die Mitternacht zog näher schon;
In stummer Ruh lag Babylon.

Nur oben in des Königs Schloss,
Da flackert’s, da lärmt des Königs Tross.

Dort oben in dem Königssaal
Belsazar hielt sein Königsmahl.

Die Knechte saßen in schimmernden Reihn
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.

Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht;
So klang es dem störrigen Könige recht.

Des Königs Wangen leuchten Glut;
Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.

Und blindlings reißt der Mut ihn fort;
Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.

Und er brüstet sich frech und lästert wild;
Die Knechtenschar ihm Beifall brüllt.

Der König rief mit stolzem Blick;
Der Diener eilt und kehrt zurück.

Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;
Das war aus dem Tempel Jehovahs geraubt.

Und der König ergriff mit frevler Hand
Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.

Und er leert ihn hastig bis auf den Grund
Und rufet laut mit schäumendem Mund:

„Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn –
Ich bin der König von Babylon!“

Doch kaum das grause Wort verklang,
Dem König ward’s heimlich im Busen bang.

Das gellende Lachen verstummte zumal;
Es wurde leichenstill im Saal.

Und sieh! und sieh! an weisser Wand
Das kam’s hervor, wie Menschenhand;

Und schrieb, und schrieb an weisser Wand
Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand.

Der König stieren Blicks da sass,
Mit schlotternden Knien und totenblass.

Die Knechtschar saß kalt durchgraut,
Und saß gar still, gab keinen Laut.

Die Magier kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.

Belsazar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.