Das Buch Daniel – Kapitel 6

Daniel in der Löwengrube

Das babylonische Weltreich ging langsam zu Ende. Der letzte König Babylons hatte sich zurückgezogen. Er kümmerte sich nicht mehr um die Regierungsgeschäfte. Deshalb waren seine Beamte sauer.

Cyrus, der König der Perser, belagerte Babylon. Eines Nachts öffneten die führenden babylonischen Beamten die Stadttore. Am nächsten Morgen standen die persischen Soldaten in der Zitadelle. Babylon war gefallen. Das neue Weltreich hieß Persien (heut: Iran). Das hatte Gott König Nebuchadnezar im Traum schon vorausgesagt (siehe Daniel Kapitel 2). Er zeigte es auch Daniel in einer Vision (siehe Daniel Kapitel 7).

Cyrus setzte seinen General Darius als König über Babylon ein. Darius übernahm die babylonischen Beamten. Drei davon machte er zu Aufsehern über die anderen Beamten. Einer dieser Aufseher war Daniel.

König Darius hatte Daniel gern. Daniel war zuverlässig und hatte viel Erfahrung. Daniels Kollegen waren aber eifersüchtig auf ihn. Daniel war doch Ausländer. Er stammte nicht aus Babylon sondern aus Israel. Er glaubte nicht an die Götter Babylons sondern an den Gott Israels.

Daniels Kollegen waren böse auf Daniel. Heute sagt man dazu: „mobbing“. Dieses Wort haben die Amerikaner erfunden. Es ist eigentlich kein gutes Wort, denn „mob“ bedeutet „Meute“. Es müssen aber nicht viele Menschen sein. Es kann nur ein Arbeitskollege sein, oder der Chef. Er oder sie macht uns das Leben schwer.

Daniels Kollegen überlegten, was sie ihm antun könnten. „Über seine Arbeit können wir uns beim König nicht beschweren,“ sagten sie zueinander. „Er macht seine Arbeit einwandfrei.“

„Wir können Daniel nur über seinen Glauben angreifen,“ sagten seine Kollegen. „Er ist fromm und betet dreimal am Tag zu seinem Gott.“

Daniels Kollegen gingen zum König. „Majestät,“ sagten sie. „Du sollst eine Verordnung ausgeben.“

„Was für eine Verordnung?“ fragte der König.

„Es soll für einen Monat verboten sein, zu einem anderen Gott außer dir zu beten!“

Der König fand es eine gute Idee. In seinem Reich wohnten Menschen aus vielen Ländern. Sie beteten zu vielen verschiedenen Göttern. Es könnte Spannungen geben zwischen Anhängern der verschiedenen Religionen geben. So unterschrieb König Darius das Gesetz.

Kann man sich vorstellen, dass das Gebet verboten wird? In den USA gibt es eine Vereinigung. Sie heißt Vereinigung für bürgerliche Freiheiten. Die Mitglieder sind Atheisten. Sie glauben nicht an Gott. Sie haben das Verfassungsgericht angerufen. „Nach der amerikanischen Verfassung müssen Kirche und Staat strikt getrennt sein,“ sagten sie. „Deshalb darf an staatlichen Schulen nicht öffentlich gebetet werden.“ Das Verfassungsgericht gab ihnen recht. Heute ist es also verboten, in einer staatlichen Schule in den USA einen Gebetskreis zu haben.

Als Daniel von dem neuen Gesetz hörte, ging er nach Hause, öffnete die Fenster und betete zu Gott. Seine Kollegen zeigten ihn beim König an. „Daniel hat dein Gesetz gebrochen!“ sagten sie zum König. „Er hat sich strafbar gemacht. Er soll sterben! Er muss in die Löwengrube.“ Wir wissen aus der Geschichte dass es diese schreckliche Strafe damals tatsächlich gegeben hat.

Als König Darium dies hörte, war er erschrocken. Er hatte Daniel gern und wollte ihn retten. Er überlegte den ganzen Tag. Aber er konnte sein eigenes Gesetz nicht ändern. Er stand unter dem Großkönig Cyrus. Er hatte eine Entscheidung getroffen ohne die Folgen zu überlegen.

Das gleiche passiert auch heute. Oft möchte die Regierung ein Gesetz erlassen. Dann heißt es aber: Brüssel erlaubt es nicht! Das Gesetz verstößt gegen EU-Recht!

König Darius blieb nichts anders übrig, als Daniel in die Löwengrube einzusperren. „Du bist ein echter Diener Gottes,“ sagte der König zu Daniel. „Er möge dich beschützen!“

König Darius hat die Nacht keinen Wink geschlafen. Er aß weder Abendessen noch Frühstück, sondern betete für Daniel. Beim ersten Tageslicht eilte der König zur Löwengrube. „Daniel!“ rief er. „Wie geht es dir? Hat dich dein Gott von den Löwen gerrettet?“

„Majestät!“ antwortete Daniel. „Es lebe der König! Mein Gott hat seinen Engel gesandt. Er hat das Maul der Löwen gestopft. Sie haben mit nichts getan. Das zeigt, dass ich unschuldig bin. Ich habe nichts gegen den König getan.“

Daniel in de Löwengrube
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Mit großer Freude ließ König Darius Daniel aus der Löwengrube befreien. König Darius ließ im ganzen Reich bekannt: „Alle Menschen sollen Daniels Gott ehren, denn er ist ein lebendiger Gott.“ Aber der König ließ Daniels Kollgen, die böse auf ihn waren, in die Löwengrube werfen. Die Löwen fielen sofort über sie her.

Menschen, die an Jesus glauben, werden heute in vielen Ländern verfolgt. Wir sollten für sie beten. Information findet man im Internet unter www.opendoors.de. Manche werden geschützt, wie damals Daniel. Andere sterben den Märtyrertod.

Ich habe zwei junger Männer aus Iran kennen gelernt. Der erst war vor vielen Jahren. Später war er Pastor eine Gemeinde in Teheran. Dann las ich, dass er verhaftet wurde. Man fand ihn tot in seiner Zelle. Wahrscheinlich ist er ermordet worden, weil er an Jesus glaubte.

Den andeeren traf ich neulich in Koblenz. Er war früher Muslim, dann hörte er von Jesus und glaubte an ihn. Er wurde auch verhaftet. Im Gefängnis schnitt man ihm die Arme mit scharfen Messern. „Wo bleibt nun dein Jesus?“ spotteten die Wärter. „Hilft er dir jetzt?“

Ich fragte ihn: „Wie bist du aus dem Gefängnis gekommen?“

„Ich hatte einen Bauernhof,“ sagte er. „Ich habe ihn von meinem Vater geerbt. Ich musste den Hof an den iranischen Staat überschreiben, dann ließ man mich frei.“

So konnte er nach Deutschland kommen und hier einen Asylantrag stellen.

In Deutschland ist es nicht verboten, zu beten. Viele Menschen nutzen diese Freiheit leider nicht. Oft ist es der Fernseher, der uns vom Gebet abhält.

Früher haben wir gesungen: „Bleibe fest wie Daniel!“ Das sollten wir tun!

In der zweiten Hälfte seines Buches berichtet Daniel von Visionen, die Gott ihm gab. In diesen Visionen ging es um das Reich Gottes und um Jesus Christus.

Fortsetzung folgt!

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de