Das Buch Daniel – Kapitel 8

Die Reiche der Perser und der Griechen

Als junger Mann war Daniel aus seiner Heimat verschleppt worden. Sein Volk Israel hatte gegen Gott gesündigt. Gott ließ König Nebuchadnezzar über Israel siegen. Nebuchadnezzar verschleppte viele Menschen aus Israel in sein Reich nach Babylon.

Mit Gottes Hilfe wurde Daniel zum Berater des großen Königs Nebuchadnezzar. Als König Nebuchadnezzar starb, blieb Daniel im Dienste seines Nachfolgers Belsazar. Belsazar war kein guter König. Daniel wusste, bald geht seine Herrschaft zu Ende.

Gott hatte Nebuchadnezzar in einem Traum gezeigt, dass sein Reich zu Ende geht. Ein anderes Reich sollte Babylon besiegen (Das Buch Daniel, Kapitel 2). Dem Daniel zeigte Gott dies auch in einer Vision (Das Buch Daniel, Kapitel 7).

In einer weiteren Vision zeigte Gott Daniel, was nach dem Fall des babylonischen Reiches kommen soll. Davon liest man im 8. Kapitel des Buches Daniel. Daniel sah diese Vision im dritten Jahr der Herrschaft von König Belsazar. Belsazar war insgesamt fünf Jahre an der Regierung. Daniel sah also die Vision zwei Jahre bevor Belsazar starb Danach übernahm Darius aus Medien das Reich. Davon berichtet das Buch Daniel am Ende des 5. Kapitels und am Anfang des 6. Kapitels.

In seiner Vision sah sich Daniel in der Zitadelle von Susa in der Provinz Elam. Susa heißt heute Schuschtar und Elam heißt Ilam. Beide befinden sich in Iran, 100 km von der Grenze zu Irak. Damals war Elam entweder Teil des babylonischen Reiches oder ein Alliierter. Auf jeden Fall stand Susa an der Ostgrenze des babylonischen Reiches. Weiter im Osten befanden sich die Königreiche der Meder und Perser. Persien heißt heute Iran.

In seiner Vision stand Daniel an einem Fluss oder Kanal in der Nähe der Stadt Susa. Auf der anderen Seite des Wassers sah er einen Widder mit zwei Hörnern. Ein Horn war größer als das andere. Daniel berichtete, was er sah:

Der Widder mit den Hörern stieß nach Westen, nach Norden und nach Süden. Kein Tier konnte vor ihm bestehen. Er tat, was er wollte und wurde sehr groß.

Daniel 8,4

Daniel verstand den Sinn seiner Vision nicht. Gott sandte einen Engel, um sie ihm zu erklären.

Als ich, Daniel, die Vision sah und es gerne verstanden hätte, da stand einer vor mir, der aussah wie ein Mann. Ich hörte eine Menschenstimme mitten über dem Fluss Ulai. Sie rief und sagte: „Gabriel, erkläre ihm die Vision, damit er sie versteht.“ Gabriel kam näher zu mir, und ich hatte Angst und fiel auf mein Angesicht. Er redete mit mir und ich fiel in Ohnmacht. Aber er rührte mich an und stellte mich wieder auf die Füße. Er erklärte mir: „Der Widder mit den beiden Hörnern, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien.“

Daniel 8, 15-18 + 20

Die Könige von Medien und Persien bildeten ein Doppelreich, ähnlich wie die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn vor dem Ersten Weltkrieg. Die Perser waren aber stärker als die Meder. Deshalb hatte Daniel in seinem Traum gesehen, dass ein Hörn größer war als das andere.

In seiner Vision sah Daniel wie der Widder in alle Himmelsrichtugen stieß. Die Perser hatten ein sehr großes Reich. Es erstreckte sich von Indien bis Afrika (Das Buch Esther, Kapitel 1, Vers 1). Die Herrscher waren tolerant und freundlich zum Volk Israel. Der Perserkönig Kyrus erlaubte den Juden, in ihre Heimat zurückzukehren und dort den Tempel Gottes wieder aufzubauen. (Das Buch Esra, Kapitel 1, Vers 2). Der König Artahsasta, auch Artaxerxes genannt, erlaubte den Juden, die Mauern von Jerusalem wieder aufzubauen (Das Buch Nehemia, Kapitel 2, Verse 1 bis 8). König Darius hatte Daniel zu einem führenden Beamten in seinem Reich gemacht (Das Buch Daniel, Kapitel 6, Verse 2 bis 4).

Aber auch das Perserreich dauerte nicht ewig. Deshalb zeigte Gott Daniel, was danach kommen sollte. Gott wollte sein Volk Israel vor der kommenden Gefahr warnen. In seiner Vision sah Daniel einen Ziegenbock, der aus dem Westen kam. Der Ziegenbock hatte ein riesengroßes Horn zwischen den Augen. Der Ziegenbock lief so schnell, dass es aussah, als berührten seine Füße die Erde gar nicht. Der Ziegenbock griff den Widder an, stieß ihn zu Boden und zertrampelte ihn. Der Ziegenbock wurde mächtig, doch dann brach sein großes Horn ab und es wuchsen vier andere Hörner. Der Engel Gabriel erklärte Daniel:

Der Ziegenbock ist der König von Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König. Die vier Hörner, die an seiner Stelle wuchsen, bedeuten, dass vier Königreiche aus seinem Volk entstehen werden, aber nicht so mächtig wie er.

Daniel 8, 21-22

Der erste König, das große Horn, war Alexander der Große. Er lebte 300 Jahre vor Jesus Christus. Sein Vater heiß Philip von Mazedonien. Sein Lehrer war der berühmte Philosoph Aristoteles. Alexander war ein sehr geschickter Feldherr (General), so wie z.B. Julius Cäsar oder Napoleon. Alexander war erst 20 Jahre alt, als er König wurde. Sein Vater war ermordert worden. Mit einem Riesenheer überquerte Alexander den Bosphorus. Er besiegte eine persische Armee und befreite die Türkei von persischer Herrchaft. Dann marschierte er nach Ägypten und gründete dort die Stadt Alexandrien, die seinen Namen trägt. Später ging er bis nach Indien. Auf dem Rückweg nach Europa starb er mit nur 33 Jahren an Fieber. Sein Reich wurde in vier Teile geteilt.

Daniels Vision ging weiter:

Aus einem der vier Hörnern wuchs ein kleines Horn. Es wurde sehr groß nach Süden, nach Osten und nach dem herrlichen Land (Israel) hin. Es nahm das tägliche Opfer weg und verwüstete die Wohnung seines Heiligtums. Das Horn beging Frevel an dem täglichen Opfer und warf die Wahrheit zu Boden.

Daniel 8, 9+11+12

Der Engel Gabriel erklärte Daniel:

Ein frecher und verschlagener König wird aufkommen. Er wird ungeheures Unheil anrichten und es wird ihm gelingen. Sein Sinn richtet sich gegen das heilige Volk (Israel). Er wird überheblich werden, viele verderben und sich auflehnen gegen den Fürsten aller Fürsten.

Daniel 8, 23-25

Dieser König war Antiochus Epiphanes. Er herrschte über Palästina von 175 bis 164 vor Christus. Sein Ziel war, überall in seinem Reich die griechische Kultur einzuführen. Dazu bekämpfte er Israels Religion. Er raubte die Schätze des Tempels von Jerusalem. Er ging in das Heiligtum, wo nur der Hoherpriester darf. Er ließ die Opfer aufhören. Er baute Altäre für fremde Götter und ließ darauf Schweine opfern. Das Schwein gilt für Juden und Muslime als unreines Tier. Er verbot den Juden, ihre Söhne zu beschneiden und zerstörte die Heiligen Schriften. Wer protestierte, wurde hingerichtet.

In seiner Vision hörte Daniel, wie ein Engel fragte:

Wie lange gilt diese Vision vom täglichen Opfer, vom verwüstenden Frevel und vom Heiligtum, das zertreten wird? Ein andere Engel antwortete: Bis zweitausenddreihundert Abende und Morgen vergangen sind; dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden.

Daniel 8, 13+14

Im hebräischen Text steht wörtlich: Bis 2300 Abend-Morgen. In der Fußnote zu dieser Stelle sagt die Revidierte Elberfelder-Übersetzung: mit Abend-Morgen ist das tägliche Opfer gemeint (3. Buch Mose, Kapitel 29, Verse 38+39; 4. Buch Mose, Kapitel 28, Verse 3+4). Das ergibt 1.150 Tage, etwas mehr als 3 Jahre.

Und tatsächlich: drei Jahre nachdem König Antiochus den Tempel entweiht hatte, gab es einen Aufstand. Unter der Führung von Judas Makkabes siegten die Juden, reinigten den Tempel und richteten den Gottesdienst neu ein. Das feiern die Juden bis heute im Hannuka-Fest (auch Templeweihfest genannt, Evangelium nach Johannes, Kapitel 10, Vers 22) um die Weihnachtszeit.

Im 19. Jahrhundert meinte ein Prediger Namens Miller, die Zahl 2300 bedeutet Jahre. Er rechnete aus, dass Jesus Christus 1843 auf die Erde zurückkehrt. Als Christi Wiederkunft ausblieb, suchte man eine Erklärung. Frau Ellen White behauptete, der Herr Jesus sei in das himmlische Heiligtum hinein gegangen. Das war der Anfang der so genannten Siebenten-Tags Adventisten. Leider wird diese falsche Behauptung heute noch wiederholt, z.B. in den Sendungen vom Fernsehsender Hope Channel.

Es gibt viele Parallele zwischen der Zeit von König Antiochus und unserer Zeit heute.

Antiochus glaubte nicht an den Gott der Bibel. Er hielt sich selbst für einen Gott. Heute glauben auch viele Menschen nicht mehr an Gott. In unserer Gesellschaft steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht Gott.

Antiochus war dagegen, den Gott Israels anzubeten. Er setzte viele Altäre im Tempel von Jerusalem auf. Dort sollte man andere Götter anbeten. Heute wird oft gesagt: Es gibt nicht nur einen wahren, lebendigen Gott. Jeder darf an den Gott glauben, den er will.

In Daniel Kapitel 8, Vers 12 heißt es: Das kleine Horn (König Antiochus) warf die Wahrheit zu Boden. Heute glauben viele Menschen nicht mehr an Wahrheit. Sie fragen sowie Pilatus beim Verhör von Jesus fragte: Was ist Wahrheit? (Johannes, 18, 38).

König Antiochus zerstörte die Rollen der Heiligen Schrift in den Synagogen. Heute darf die Bibel in Deutschland gedruckt werden. Doch viele Menschen lesen sie nicht mehr. Viele Theologen, evangelisch wie katholisch, sagen: Die Bibel ist ein Buch wie jedes andere. Sie sagen: Die Bibel ist nicht Gottes Wort. Doch Jesus sagte: Dein (Gottes) Wort ist Wahrheit (Johannes, 17, 17).

Während der Regierung von König Antiochus durften die Juden keine Opfer bringen. Die Opfer im Alten Testament waren ein Hinweis auf das Kreuz Jesu Christi. Am Kreuz opferte Jesus sein Leben für unsere Schuld. Heute glauben das viele Menschen nicht mehr. Für sie ist Jesu Tod nur ein Zeichen der Liebe und des Mitleids für uns Menschen.

Doch der Apostel Petrus schrieb:

Jesus trug unsere Sünde an seinem Leib ans Kreuz. Durch seine Wunden werden wir heil.

1. Petrus, 2, 24

König Antiochus verbot den Juden, ihre Söhne zu beschneiden. Gott hatte die Beschneidung im 1. Buch Mose, Kapitel 17, Verse 10+11 geboten. Neulich wollte ein deutsches Gericht diese Praxis verbieten. Es gab ein großer Aufschrei. Daran sieht man, wie wichtig die Beschneidung für Juden ist.

Heute brauchen wir uns nicht beschneiden zu lassen.

Heute ist es unwichtig, oder man beschnitten ist oder nicht. Wichtig ist, dass man ein neuer Mensch geworden ist in Jesus.

Galater, 6, 15

Was bei Christus zählt ist nicht etwa, ob man beschnitten ist oder nicht, sondern Glaube, der seinen Ausdruck in Liebe findet.

Galater, 5, 6

Es ist nicht wichtig, oder man beschnitten ist oder nicht. Wichtig ist, Gottes Gebote zu halten.(1. Korinther, 7, 19)

Für Israel bedeutete die Beschneidung der Eintritt in den Bund mit Gott. Heute haben wir durch Jesus einen neuen Bund. In den neuen Bund tritt man, wenn man sein Vertrauen auf Jesus setzt. Christen laden andere Menschen ein, von eigenen Wegen zu Gott umzukehren. Sie bitten ihre Mitmenschen: Lasst euch versöhnen mit Gott! (2. Korinther, 5, 20).

Aber heute sieht man das nicht gern. Oft wird gesagt: Christen sind arrogant und intolerant. Sie wollen andere Menschen bekehren. Sie wollen anderen Leuten ihren Glauben aufzwingen.

Aber der Apostel Petrus sagte schon:

Wir können es nicht lassen von dem zu reden, was wir erlebt haben.

Apostelgeschichte, 4, 20

König Antiochus hat damals Israel, Gottes Volk, unter Druck gesetzt. Heute stehen Christen, Gottes Volk, auch unter Druck. Nicht durch die Regierung sondern durch die Gesellschaft.

Damals griffen die Juden zu den Waffen. Sie befreiten sich von König Antiochus. Christen dürfen nicht zu den Waffen greifen. Der Apostel Paulus gibt uns den Rat, die geistliche Waffenrüstung Gottes anzuziehen (Epheser 6, 13 bis 17). Dann können wir im Glaubenskampf bestehen.

Fortsetzung folgt!

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de