Das Vater Unser – Einander Vergeben

Darum sollt ihr also beten:
Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Matthäus 6, 12

Die Gewissheit der Vergebung

Millionen von Menschen sprechen jeden Sonntag im Gottesdienst das Vater Unser und bitten Gott: „Vergib uns unsere Schuld.“

Doch viele dieser Menschen wissen nicht, ob Gott ihre Sünden vergeben hat oder nicht. Wenn du sie fragst, „Bist du sicher, dass dir die Sünden vergeben sind?“ werden sie vielleicht antworten, „Ich hoffe schon, aber ganz sicher kann man doch nicht sein, oder?“

Als Jesus Christus auf Erden war, sagte er oft zu den Leuten:

Geh in Frieden, Dein Glaube hat dich gerettet. Deine Sünden sind vergeben.

Der Apostel Paulus schrieb an die Epheser:

In ihm (Christus) habt ihr die Erlösung, die Vergebung eurer Sünden.

Epheser 1,7

Wenn wir aber wissen dürfen, dass uns die Sünden schon vergeben worden sind, warum lehrte uns Jesus immer wieder zu beten: „Vergib uns unsere Schuld“?

Im 13.Kapitel des Johannesevangeliums erklärt Jesus den Unterschied zwischen der einmaligen Vergebung aller Sünden und der laufenden Vergebung der Sünden des heutigen Tages.

Jesus war dabei, seinen Jüngern die Füße zu waschen. Petrus war geniert. Er wollte nicht, dass Jesus ihm die Füße wusch. Jesus antwortete: „Wenn ich dich nicht wasche, dann bist du nicht mein Jünger.“ Petrus sagte: „Dann wasche mir nicht nur die Füße sondern Hände und Kopf!“

„Du bist schon gebadet,“ erklärte Jesus, „Du brauchst nur die Füße waschen.“

Die einmalige Vergebung aller Sünden

Jesus benutzte das Waschen als Bild für die Vergebung der Sünden. Als ich verstand, dass der Herr Jesus für alle meine Sünden am Kreuz starb, wusste ich in dem Moment: Gott hat mir alle meine Sünden vergeben!

Das war, wie wenn man ein Bad nimmt. Vorher ist man verschwitzt und dreckig, nachher fühlt man sich wie neu.

Die laufende Vergebung der Sünden des heutigen Tages

Keiner von uns hier auf Erden kann sagen: „Ich bin jetzt vollkommen. Ich tue keine Sünde mehr. Ich brauche keine Vergebung!“

Das dürfen wir nie vergessen. Deshalb sagt Jesus, wir sollen immer wieder bitten: „Vergib uns unsere Schuld.“ Jeden Tag werden wir schuldig. Wir tun, was wir nicht tun sollten, und tun nicht, was wir tun sollten.

Aber das Wunderbare ist: wir dürfen zu Gott beten und ihm unsere Schuld sagen, und er vergibt uns:

Wenn wir unsere Fehler zugeben, dann wird Gott uns vergeben und uns von jeder Schuld reinigen.

1. Johannes 1, 9

Wir sollen einander vergeben

Dann sagt Jesus:

…wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Viele Leute haben damit ein Problem. Es sieht aus, als stellte Jesus eine Bedingung. Wenn wir einander vergeben, dann erst vergibt uns Gott. Ist das nicht den Karren vor die Ochsen spannen?

Eins ist klar: Gott vergibt uns aus lauter Gnade. Er vergibt uns, weil Jesus unsere Schuld am Kreuz bezahlt hat. Aber wenn ich richtig verstanden habe, wie viel Gott mir vergeben hat, kann ich nicht anders, als anderen Leuten auch zu vergeben, wenn sie etwas gegen mich tun.

Jesus hat das durch eine Erzählung deutlich gemacht. Wir können es lesen im Matthäusevangelium, Kapitel 18, ab Vers 21 („Der Schalksknecht“).

Ein reiche Geschäftsmann rechnete mit seinen Vertretern ab. Einer hatte schlecht gewirtschaftet und stand bei seinem Chef tief in der Kreide. Er bat um Stundung, aber sein Chef wusste, er könnte niemals so viel Geld aufbringen. „Reden wir nicht mehr darüber,“ sagte er und erließ ihm die Millionen-Schuld.

Der Vertreter traf nachher einen Mitarbeiter, der ihm ein paar Tausend Euro schuldete. „Wenn Sie mir nicht alles zurückzahlen, bis auf den letzten Cent, dann kommen sie ins Gefängnis!“ schimpfte er.

Als sein Chef das hörte, war er wütend. „Ich habe Ihnen eine Millionenschuld erlassen, und Sie bedrohen Ihren Kollegen wegen ein paar Tausend Euro! Das ist unmöglich!“

Deshalb schrieb der Apostel Paulus an die Epheser:

Vergebt einer dem anderen, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

Epheser 4,32

Wir vergeben anderen nicht, damit Gott uns vergibt. Wir vergeben, weil Gott uns schon vergeben hat. Wer nicht vergibt, zeigt, dass er nicht richtig verstanden hat, wie viel Jesus für uns getan hat.

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de