Der Heilige Geist
2. Teil

Einleitung

Im ersten Artikel sahen wir, dass Gott uns seinen Heiligen Geist gibt, wenn wir unser Vertrauen auf Jesus Christus setzen. Nun wollen wir sehen, was der Heilige Geist in unserem Leben tut. Auch was wir tun müssen, damit er wirken kann. Ich möchte dazu zwei Bilder gebrauchen: das Bild von der geistlichen Achterbahn und das Bild von der geistlichen Autobahn.

Die geistliche Achterbahn

Als ich klein war, gab es in unserer Nähe einen Freizeitpark mit einer Riesenachterbahn. Eine meiner größten Freuden war es, mit der Achterbahn zu fahren. Immer wieder bat ich meine Eltern um eine Mitfahrt. Am Anfang der Bahn wurde der Zug in die Höhe gezogen, dann sauste er den Berg hinunter und wieder hoch, durch die Kurven, immer wieder rauf und runter bis zur Endstation.

Oft ist unser Leben mit Jesus Christus wie eine Achterbahn. Wir erleben ein Hoch, aber wir erleben auch viele Tiefs. Am Sonntag gehen wir zum Gottesdienst in der Christliche Gehörlosen-Gemeinschaft. Die Gemeinschaft macht uns Mut, Gottes Wort spricht uns an. Wir möchten wirklich ganz für Jesus leben. Dann kommt der Montag und der graue Alltag. Sorgen und Anfechtungen, Probleme und Versuchung stürmen auf uns ein.

Oder wir fahren zu einer CGG-Freizeit. Vierzehn Tage lang haben wir Zeit zu beten und die Bibel zu lesen. Gott scheint sehr nah zu sein, unser Leben verändert sich. Dann kehren wir nach Hause und sind wieder allein. Die guten Vorsätze sind vergessen, der Segen ist dahin, die Freude verblasst.

Viele Christen meinen, dass ist normal so. Sogar der Apostel Paulus sagt:

Ich möchte tun, was gut ist, und doch tue ich immer wieder, was schlecht ist.

Römer 7,19

Hat nicht Herr Jesus auch gesagt:

Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach?

Mätthaus 26,41

Da müssen wir sehr deutlich sagen: Nein! Das ist nicht normal. Gott möchte nicht, dass wir schwach sind. Er befiehlt uns in seinem Wort:

Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.

Epheser 6,10

Wir brauchen nicht immer „unten“ zu sein. Paulus sagt:

Gott sei Dank! Er hat uns den Sieg gegeben durch unsern Herrn Jesus Christus!

1. Korinther 15,57

Unser Leben soll nicht fruchtlos bleiben. Jesus sagte:

Wer in mir bleibt, der bringt viele Frucht.

Johannes 15,5

Wie ist ein solches Leben möglich? Durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. In Römer 8,2 spricht Paulus von zwei Gesetzen:

Das Gesetz der Sünde und des Todes

Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus

Das Gesetz der Sünde und des Todes kann man mit dem Gesetz der Schwerkraft vergleichen. Es zieht uns immer nach unten. Solange wir aber leben, können wir dieses Gesetz der Schwerkraft überwinden und aufrecht gehen. Stirbt der Mensch, so tritt aber das Gesetz der Schwerkraft unweigerlich in Kraft.

Das ist ein Bild von unserem Leben. Durch den Glauben an Jesus Christus haben wir neues Leben bekommen. Dieses neue Leben kommt vom Heiligen Geist. Er gibt uns Kraft, so zu leben, wie Gott möchte. Das ist die Frucht des Geistes, von der die Bibel spricht:

Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung

Galater 5,22

Die geistliche Autobahn

Als ich 1970 nach Deutschland kam, war die Sauerland-Autobahn A45 noch nicht fertig. Wer zwischen Frankfurt und Dortmund fahren wollte, hatte eine lange kurvenreiche Strecke vor sich. Heute können wir mühelos mit Vollgas auf der Autobahn fahren.

Viele Christen wünschen sich ein Christsein ohne Mühe. Sie bilden sich ein, die Geistesfülle sei wie eine geistliche Autobahn. Dort gibt es keine Probleme und keine Kämpfe. Man segelt sozusagen mit Vollgas in den Himmel. Wenn man nur die Auffahrt finden könnte!

Wir müssen auch hier sagen: diese Vorstellung ist falsch! Es gibt kein Leben in der Nachfolge Jesu Christi ohne Mühe und Kampf. Jesus war voll Heiligen Geistes, als er sechs Wochen lang in der Wüste versucht wurde (Lukas 4,1). Als das Volk Israel unter Josua ins verheißene Land einmarschierte, mussten sie kämpfen, um es einzunehmen. Paulus sagt im Epheserbrief, wir müssen stark sein, damit wir im Kampf überwinden können. Die Bibel sagt:

Der Weg ins Gottesreich führt durch viel Leid. (Apostelgeschichte 14,22)

Probleme und Anfechtungen kommen zum Beispiel durch:

schwierige Lebensumstände, zum Beispiel Arbeitslosigkeit. Ich war selber neuen Monate arbeitslos. Das zehrt an unseren Nerven.

körperliches Befinden, zum Beispiel Krankheit oder Hörschaden. Jede(r) Hörgeschädigte(r) weiß, wie schwer für sie das Leben sein kann;

Gefühle und Stimmungen: die meisten von uns stehen am Montag morgen nicht mit einem „Halleluja!“ auf.

Unsere Lebensumstände, unser körperliches Befinden, und unsere Gefühle und Stimmungen gehen tatsächlich auf und ab wie eine Achterbahn! In diesen Dingen fühlen wir uns oft sehr schwach. Das heißt aber nicht, daß wir geistlich schwach sind. Im Gegenteil! Gott sagt: Gerade wenn du schwach bist, kann sich meine Kraft an dir besonders zeigen (2.Korinther 12,9 Hoffnung für alle). Deshalb können wir mit Paulus sagen: Ich will vor allem auf meine Leiden und Schwächen stolz sein. Dann nämlich wirkt Christi Kraft in mir. Darum lasse ich den Kopf nicht hängen in Schwachheit, in Not, in Ängsten: Gerade wenn ich schwach bin, bin ich stark durch Christus (2.Korinther 12,9-10 Hoffnung für alle).

I. Die jüdischen Geistesaustreiber

Wenn wir die Bibelstellen aufmerksam lesen, sehen wir, dass Lukas einen Unterschied macht zwischen Menschen, die voll Heiligen Geistes waren, und Menschen, die mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden.

Als Elisabeth und Zacharias, die Eltern von Johannes dem Täufer (Lukas 1,41.67), die Gläubigen zu Pfingsten (Apg 2,4), die betende Gemeinde (Apg. 4,31), Petrus (Apg. 4,31) und Paulus (9,17; 13,9) mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden, kam der Heilige Geist über sie, ähnlich wie über Menschen im Alten Testament. Wie der Herr Jesus versprochen hatte (Mätth. 10,20; Lukas 12,12), gab ihnen Gottes Geist in einer Ausnahmesituation ein besonderes Wort: eine Weissagung, ein Lob, ein Zeugnis.

Dieses erfüllt werden mit dem Heiligen Geist ist ein Geschenk Gottes. Wir können darum beten (Lukas 11,13; Apg. 4,29-30), aber wir können es selber nicht hervorrufen.

Wenn Lukas vom Herrn Jesus (Lukas 4,1), Stephanus (Apg 6,8; 7,55) und Barnabas (Apg 11,24) sagt, sie seien voll Heiligen Geistes, meint er etwas anderes. Er spricht von einem Dauerzustand. Er meint dasselbe wie Jakobus:

Gottes Geist, der in uns wohnt, will uns ganz allein besitzen.

Jakobus 4,5 Hoffnung für alle

Im Lebenszentrum Adelshofen (Baden) zeigt ein großes Wandbild mehrere Gefäße, die auf den Felsen mitten in einem rauschenden Bergbach stehen. Sein Titel: Es fließt für alle, aber nicht alle werden voll.

Der Bach ist ein Bild vom Heiligen Geist, wie Jesus sagte:

Wer an mich glaubt, von ihm werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber vom (Heiligen) Geist.

Johannes 7,38-39

Die Gefäße sind ein Bild von uns. Manche stehen abseits vom Strom oder auf einem hohen Felsen und bekommen wenig Wasser. Ein Gefäß steht mitten im Strom, wird dauernd erfüllt und fließt über. So soll unser Leben sein.

Lasst euch vom Heiligen Geist erfüllen.

Epheser 5,18

In der nächsten Folge werden wir sehen, wie wir „mitten im Strom“ stehen und im Geist wandeln können.

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de