Die Gleichnisse Jesu Christi – 18. Teil

Die Gleichnisse über die Wiederkunft Jesu Christi

Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen

Das Himmelreich ist gleich zehn Jungfrauen. Sie nahmen Lampen mit und wollten dem Bräutigam entgegengehen. Fünf der Jungfrauen waren töricht, fünf waren klug. Die törichten Jungfrauen nahmen zwar ihre Lampen, aber nahmen kein Öl mit. Die klugen Jungfrauen nahmen neben ihren Lampen Gefäße mit Öl. Der Bräutigam ließ auf sich warten. Die Jungfrauen wurden alle schläfrig und schliefen ein.

Um Mitternacht hörte man plötzlich ein lauter Ruf: „Der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“ Die Jungfrauen standen alle auf und machten ihre Lampen fertig. Die törichten sagten zu den klugen: „Gebt uns bitte von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen.“

Die klugen Jungfrauen lehnten aber ab. „Sonst reicht das Öl nicht für uns alle. Geht zu den Händlern und kauft etwas Öl ein.“ Die törichten Jungfrauen gingen also einkaufen.

In der Zeit kam der Bräutigam. Die klugen Jungfrauen waren bereit. Sie gingen mit dem Bräutigam hinein zur Hochzeit. Die Tür wurde geschlossen.

Später kamen auch die törichten Jungfrauen. Sie baten den Bräutigam: „Herr, tu uns auf!“ Doch der Bräutigam antwortete: „In der Tat, ich kenne euch nicht!“

Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.

Matthäus 25, 1-13

Zehn Jungfrauen

Warum hat der Herr Jesus dieses Gleichnis erzählt? Das ist sehr klar. Er wollte, dass wir bereit sind, wenn er wiederkommt.

Doch die genaue Bedeutung des Gleichnisses ist nicht so klar. Viele Bibelausleger haben ihre Probleme damit gehabt. Wieso?

Dieses Gleichnis enthält mehrere Bilder. Diese Bilder kommen öfters in der Heiligen Schrift vor. Sie haben eine besondere Bedeutung. Aber haben sie diese Bedeutung in diesem Gleichnis?

Die Bilder im Gleichnis
  1. Der Bräutigam ist oft ein Bild von Jesus Christus (Matthäus 9,15 = Markus 2,19 = Lukas 5,34).
  2. Der Apostel Paulus vergleicht gläubige Menschen mit einer Jungfrau (2. Korintherbrief 11,2; vgl. Offenbarung 14,4).
  3. Lampen sind manchmal ein Bild für das Zeugnis der Christen (Matthäus 5,16; Philipperbrief 2,15).
  4. Mit Öl wurden im Alten Testament Priester und König gesalbt. Das war ein Bild vom Heiligen Geist.
  5. Im Buch der Sprüche ist Schlaf ein Zeichen von Faulheit (Sprüche 6,9; 19,15; 20,13; 24,33). Schlaf kann auch ein Zeichen von Unwissenheit sein (Psalm 13,3; Jesaja 29,10; Römer 13,11; Epheser 5,14; 1.Thessalonicher 5,6).
Die Bedeutung der Bilder

Der Herr Jesus ist der himmlische Bräutigam. Das ist klar. Er kommt vom Himmel, um die Seinen zu holen. Aber die Gemeinde ist seine Braut, nicht die Brautjungfrauen! (Jesaja 62,5; Epheser 5,25-27; Offenbarung 21,2.9).

Die Hälfte der Jungfrauen werden von der Hochzeit ausgeschlossen. Der Herr sagt ihnen: „Ich kenne euch nicht!“ Das sagt der Herr auch in der Bergpredigt:

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen. Nur Leute, die den Willen meines Vaters im Himmel tun. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: „Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen gepredigt? Haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getant?“ Doch ich werde ihnen sagen: „Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gottlosen!“

Matthäus 7, 21-23

Das sind sehr ernsthafte Worte unsers Herrn Jesus Christus. Wir müssen uns fragen: von wem spricht der Herr hier? Jesus spricht nicht von ungläubigen Menschen. Diese Leute nennen Jesus „Herr.“ Sie behaupten, sie haben im Namen Jesu Wunder getan.

Es gibt viele Menschen, die sich Christen nennen. Sie wohnen in einem Land, wo viele Christen leben. Ihre Eltern haben sie taufen lassen, als sie noch ganz klein waren. Später wurden sie firmiert oder konfirmiert. Sie nehmen am Religionsuntericht in der Schule teil. Vielleicht heiraten sie in der Kirche. Sie erwarten, dass der Priester oder Pfarrer sie beerdigt, wenn sie sterben.

Doch viele solcher Menschen haben keine lebendige Glaubensbeziehung zu Jesus Christus. Sonntags gehen sie nicht in den Gottesdienst. Sie lesen die Bibel nicht. Sie hoffen, in den Himmel

zu kommen, wenn sie sterben. Aber ganz sicher sind sie nicht. Man nennt diese Leute Namenchristen.

Namenchristen gibt es in den beiden Volkskirchen, Römisch-Katholisch und Evangelisch. Aber auch in den Freikirchen. Ich bin in einer Freikirche groß geworden. Dort gab es viele soziale Aktivitäten: Tanzabende, Theateraufführungen, im Frauenkreis wurde gestrickt und gehäkelt, im Jugendklub Karten, Tischtennis und Billiard gespielt. Aber das klare Evangelium hörte ich dort nie!

Um bereit zu sein, wenn der Herr Jesus wiederkommt, reicht es nicht, den Namen „Christ“ zu haben. Du musst dein Vertrauen auf Jesus setzen und ihm nachfolgen. Du musst glauben, dass Jesus für dich am Kreuz starb. Dann darfst du wissen: deine Sünden sind vergeben.

Mit dem Gleichnis der zehn Jungfrauen wollte Jesus nur eins sagen: wir müssen bereit sein, wenn er wiederkommt! Die Bilder im Gleichnis haben keine Bedeutung.

Das Öl ist in diesem Gleichnis kein Bild vom Heiligen Geist! Es gibt auch keine Händler, bei denen man den Heiligen Geist kaufen kann! Im Gleichnis schliefen alle Jungfrauen, auch die klugen. Doch Jesus sagt: „Bleibt wach!“

Bereit sein, wenn Jesus wiederkommt, bedeutet auch, für den Herrn aktiv zu sein. Davon handeln die beiden weiteren Gleichnisse von den Talenten und von den Schafen und Böcken.

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de