Die Gleichnisse Jesu Christi – 23. Teil

Die Gleichnisse unseres Herrn Jesu Christi

Israelgleichnisse

Der Herr Jesus hat mehrere Gleichnisse über das Volk Israel erzählt. Das sind:

  1. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäusevangelium 20,1-6);
  2. Das Gleichnis von den blinden Blindenführern (Matthäus 15,14; Lukas 6,39);
  3. Das Gleichnis von den Kindern am Marktplatz (Matthäus 11,16-19, Lukas 7,31-35);
  4. Das Gleichnis von den ungleichen Söhnen (Matthäus 21,28-31);
  5. Das Gleichnis von der Rückkehr des bösen Geistes (Matthäus 12,43-45; Lukas 11,24-26);
  6. Das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum (Matthäus 21,18-22; Markus 11,12-26; Lukas 13,6-9);
  7. Die Gleichnisse vom großen Abendmahl (Lukas 14,16-24) und von der Königlichen Hochzeit (Matthäus 22,2-14);
  8. Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Matthäus 21,33-46; Markus 12,1-9; Lukas 20,9-19).

Alle diese Gleichnisse findet man im Matthäusevangelium. Nur wenige stehen auch im Markus- oder Lukasevangelium. Matthäus schrieb sein Evangelium besonders für Juden. Die meisten von uns sind keine Juden. Trotzdem können wir von diesen Gleichnissen viel lernen.

Das Gleichnis von den Kindern am Marktplatz

Lukas 7, 31-34 und Matthäus 11, 16-19
Der Herr Jesus sagte: Mit wem soll ich die Menschen diese Generation vergleichen? Sie sind wie Kinder, die am Marktplatz sitzen. Sie rufen einander zu und sagen: Wir haben euch eine Melodie gespielt und ihr habt nicht getanzt. Wir haben euch Trauerlieder gesungen und ihr habt nicht geweint! Johannes der Täufer kam. Er aß kein Brot und trank keinen Wein. Euer Kommentar war: Er hat einen Dämon! Der Menschensohn [Jesus] kam. Er isst und trinkt. Euer Kommentar ist: Was für ein Fresser und Weinsäufer ist dieser Mensch! Er ist ein Freund der Zöllner und Sünder!

Lukas 7, 31-34 und Matthäus 11, 16-19

Der Herr Jesus machte hier ein Vergleich zwischen sich selbst und Johannes dem Täufer.

I. Die jüdischen Geistesaustreiber
1. Johannes der Täufer war ein Prophet
Jesus begann, zu den Menschen über Johannes zu reden. „Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch, mehr als ein Prophet!

Lukas 7, 24+26

2. Johannes der Täufer war der letzte und größte Prophet

Jesus sagte weiter:

Unter den Menschen, die von Frauen geboren sind, gibt es keinen größeren Propheten als Johannes den Täufer.

Lukas 7, 28

3. Johannes bereitete den Weg für Jesus
Von Johannes steht geschrieben: »Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.«

Lukas 7, 27, ein Zitat des Propheten Maleachi 3, 1

Der Unterschied zwischen Jesus und Johannes dem Täufer
1. Johannes lebte ganz einfach

Jesus sagte von Johannes: „Er aß kein Brot.“ Jesus meinte nicht, dass Johannes gar nichts gegessen hat. Wir lesen im Matthäusevangelium: „Seine Speise waren Heuschrecken und wilder Honig.“ (Kapitel 3, Vers 4). Johannes trank Wasser und keinen Wein. Es aß ganz einfache Kost. Er trug nur einen Mantel aus Kamelhaar und wohnte auch in einer einsamen Gegend.

2. Jesus ließ sich gerne einladen

Im Gegensatz zu Johannes trug Jesus ein kostbares Kleidungsstück. Die Soldaten unterm Kreuz würfelten darum (Johannes 19,23-24).

Jesus war auch oft zu Gast bei anderen Menschen. Einmal war er mit seinen Jüngern zu Gast bei Lazarus und seinen Schwestern in Bethanien (Lukas 10,38) und später im Haus Simons (Matthäus 26,6 = Markus 14,3 = Johannes 12,2).

Zweimal lesen wir, dass Jesus zu Gast war bei Zöllnern. Damals standen die Zöllner nicht an der Grenze. Das waren Finanzbeamten. Sie trieben Steuer für die Römer ein. Die Römer waren die Besatzungsmacht in Israel. Deshalb verachteten die Juden die Zöllner als Verräter.

Matthäus, auch Levi genannt, war Zöllner. Jesus sagte ihm: „Folge mir nach!“ Er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach. Levi bereitete Jesus ein großes Mahl in seinem Haus. Eine große Menge von Zöllnern saß bei Tisch (Lukas 5,27-29).

Das war den Schriftgelehrten und den Pharisäern nicht recht. Sie sagten: „Warum esst und trinkt ihr mit Zöllnern und Sündern?“ Jesus antwortete: „Ich bin nicht gekommen für Gerechte, sondern um sündige Menschen zur Umkehr zu rufen.“

Als der Herr Jesus in die Stadt Jericho kam, wollte Zachäus ihn unbedingt sehen. Zachäus war ein hoher Finanzbeamter. Doch er war ein kleiner Mann. Um Jesus besser zu sehen, stieg er auf einen Baum. Als Jesus an den Baum kam, schaute er hinauf und sagte: „Zachäus! Steig schnell herab. Heute will ich bei Dir einkehren.“

Die Leute waren empört. Sie sagten: „Er ist bei einem sündigen Mann eingekehrt!“ Aber Jesus sagte: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lukas 19,1-10).

Der Herr Jesus wurde oft zum Essen eingeladen. Aber er nutzte immer die Gelegenheit, den Menschen beizustehen und ihnen das Evangelium zu sagen.

In seinem Evangelium berichtet Lukas, dass Jesus sogar von den Pharisäern (strengen orthodoxen Juden) mehrmals eingeladen wurde (Lukas 7,36; 11,37; 14,1).

Als Jesus zu Tisch im Haus des Pharisäers Simon war, kam eine Frau mit schlechtem Ruf hinein. Sie weinte über ihre Sünden. Sie benetzte Jesu Füßen mit ihren Tränen und trocknete sie mit ihrem Haar. Simon der Pharisäer war entsetzt. Wie kann sich Jesus von einer solchen Frau berühren lassen?

Jesus beantwortete Simon mit einer kleinen Geschichte. „Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine schuldete 20.000 Euro, der andere nur 2.000 Euro. Da sie nichts hatten, um zu bezahlen, erließ er beiden ihre Schuld. Wer von beiden wird ihn am meisten lieben?“ (Lukas 7,40-42).

Simon antwortete: „Der Mann mit der größeren Schuld.“ „Richtig,“ sagte Jesus. „Als ich in dein Haus kam, gabst du mir kein Wasser, um die Füße sauber zu machen, und keinen Kuss zur Begrüßung. Doch diese Frau hat mir die Füße geküsst und mit ihren Tränen benetzt. Sie liebt mich mehr, weil ihr viel vergeben worden ist.“ Zur Frau sagte Jesus: „Dein Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden.“ Die ganze Geschichte kann man im Lukas-Evangelium lesen, Kapitel 7, Verse 36 bis 50.

Ein Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, wunderte sich über Jesus. Die Pharisäer waren strenge Juden. Vor dem Essen wuschen sie die Oberärme. Das machen fromme Juden bis heute. Jesus hat es aber nicht getan. Das heißt nicht, wir sollten die Hände nicht vor dem Essen waschen. Es ging nicht um Hygiene sondern eine rituelle Waschung.

Jesus antwortete: „Ihr Pharisäer machet nur das Äußere rein. Aber innen seid ihr voll Habgier und Bosheit!“ Die ganze Geschichte kann man im Lukas-Evangelium lesen, Kapitel 11, Verse 37 bis 41. Als Jesus einmal am Sabbat bei einem Pharisäer eingeladen worden war, stand ein kranker Mann vor ihm. Jesus fragte die Schriftgelehrten und Pharisäer: „Darf man am Sabbat einen Menschen gesund machen?“ Denn frommen Juden ist es verboten, am Sabbat selbst das Licht ein- und auszumachen. Dann hat Jesus doch den kranken Mann geheilt.

Jesus und Johannes dem Täufer waren gleich

Johannes der Täufer und der Herr Jesus waren verschieden. Doch in wichtigen Pünkten waren sie gleich.

Viele Leute gingen zu Johannes dem Täufer und ließen sich von ihm im Jordanfluss taufen. Viele Leute glaubten an Jesus. Doch die Mehrheit der Menschen lehnte sie beide ab. Das hat Jesus mit dem Geschichte der Kinder am Marktplatz sagen wollen.

Sowohl Johannes der Täufer als auch der Herr Jesus wurden ermordet und starben einen gewaltsamen Tod.

König Herodes hatte die Frau des eigenen Bruders geheiratet. Johannes sagte ihm: „Das darfst du nicht!“ Deshalb hatte Herodes ihn ins Gefängnis gesteckt. Trotzdem ließ er Johannes kommen und hörte ihm zu. Aber seine Frau überredete Herodes, Johannes den Täufer hinzurichten. Die ganze Geschichte kann man lesen im Markus-Evangelium, Kapitel 6, Verse 17 bis 29.

Im Geschichte der Weingärtner sagte Jesus über die religiösen Führer der Juden:

„Der Eigentümer des Weinbergs [Gott] hatte einen einzigen geliebten Sohn [Jesus]. Er sandte ihn zu den Weingärtnern [den Juden]. Er meinte: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen! Die Weingärtner aber sagten zueinander: ‚Das ist der Erbe! Kommt, lasst uns ihn töten, so wird das Erbgut uns gehören!‘ Sie ergriffen ihn, töteten ihn und warfen ihn zum Weinberg hinaus.“

Das ganze Gleichnis kann man lesen im Markus-Evangelium, Kapitel 12, Verse 1 bis 12. Johannes der Täufer und der Herr Jesus Christus starben beide, weil sie Gott treu gedient hatten. Doch einen letzten Unterschied gibt es zwischen Johannes und Jesus. Der Herr Jesus starb am Kreuz von Golgatha für mich und für dich. Es starb an unsere Stelle.

Christus hat einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führte. Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.

1. Petrus 3, 18 und 2, 24

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de