Die Gleichnisse Jesu Christi – 24. Teil

Die Gleichnisse unseres Herrn Jesu Christi

Israelgleichnisse

Der Herr Jesus hat mehrere Gleichnisse über das Volk Israel erzählt. Das sind:

  1. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäusevangelium 20,1-6);
  2. Das Gleichnis von den blinden Blindenführern (Matthäus 15,14; Lukas 6,39);
  3. Das Gleichnis von den Kindern am Marktplatz (Matthäus 11,16-19, Lukas 7,31-35)
  4. Das Gleichnis von den ungleichen Söhnen (Matthäus 21,28-31);
  5. Das Gleichnis von der Rückkehr des bösen Geistes (Matthäus 12,43-45; Lukas 11,24-26);
  6. Das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum (Matthäus 21,18-22; Markus 11,12-26; Lukas 13,6-9);
  7. Die Gleichnisse vom großen Abendmahl (Lukas 14,16-24) und von der Königlichen Hochzeit (Matthäus 22,2-14);
  8. Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Matthäus 21,33-46; Markus 12,1-9; Lukas 20,9-19).

Alle diese Gleichnisse findet man im Matthäusevangelium. Nur wenige stehen auch im Markus- oder Lukasevangelium. Matthäus schrieb sein Evangelium besonders für Juden. Die meisten von uns sind keine Juden. Trotzdem können wir von diesen Gleichnissen viel lernen.

Das Gleichnis von der Rückkehr des bösen Geistes

Matthäus 12,43-45; Lukas 11,24-26
Wenn ein unreiner Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchzieht er wasserlose Stätten und sucht Ruhe und findet sie nicht. Dann spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, aus dem ich gegangen bin. Und wenn er kommt, findet er es leer, gesäubert und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, die bösartiger sind als er; und sie ziehen ein und wohnen dort, und es wird zuletzt mit diesem Menschen schlimmer als zuerst. So wird es auch sein mit diesem bösen Geschlecht!

Matthäus 12, 43-45 und Lukas 11, 24-26

Der Herr Jesus hatte einen taubblinden Menschen von einem bösen Geist befreit. Damals in Israel gab es viele Menschen, die von einem bösen Geist besessen waren. Wir lesen von ihnen in den Evangelien in unserer Bibel.

Heute gibt es auch Menschen, die von einem bösen Geist besessen sind. Nur in unserer modernen Welt glaubt man nicht an Dämonen. Deshalb sagt man, diese Leute sind geisteskrank.

Die Pharisäer behaupteten, Jesus hätte den bösen Geist durch die Macht des Teufels ausgetrieben. Deshalb erzählte Jesus dieses Gleichnis. Dieses Gleichnis hat eine doppelte Bedeutung:

  1. Der Herr Jesus sprach erstens von den jüdischen Geistesaustreibern, die den Menschen nicht helfen konnten;
  2. Jesus sprach zweitens vom geistlichen Zustand des Volkes Israel damals.
I. Die jüdischen Geistesaustreiber
Jesus sagte: Wenn ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen!

Matthäus 12, 27-28 und Lukas 11, 19-20

Mit den Worten: durch wen treiben eure Söhne sie aus? meinte Jesus die jüdischen Geistesaustreiber. Wir lesen von ihnen in der Apostelgeschichte. Der Apostel Paulus war in Ephesus. Gott hat durch ihn große Wunder getan. Menschen wurden von bösen Geistern befreit.

Etliche umherziehende jüdische Beschwörer versuchten das auch. Sie wollten den Namen des Herrn Jesus gebrauchen, um Menschen mit bösen Geistern zu heilen. Es waren sieben Söhne eines jüdischen Hohenpriesters Skevas, die das taten.

Apostelgeschichte 19, 13-14

Die jüdischen Geistesaustreiber konnten aber den Menschen nicht wirklich helfen. Statt zu sie heilen, ließen sie sie leer zurück. Da kamen dann mehr böse Geister hinzu. Wir lesen von zwei solchen Personen im Lukasevangelium Kapitel 8:

Der Herr Jesus hatte etliche Frauen von bösen Geistern geheilt, darunter Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren (Vers 2). Jesus begegnete einem Mann und fragte ihn: Wie heißt du? Er sagte: Legion! Denn viele Dämonen waren in ihn gefahren (Vers 30).

II. Der geistliche Zustand des Volkes Israel in der Zeit von Jesus

Der Herr Jesus kam als Messias Israels. Er sprach vom Reich Gottes, er heilte Menschen und lud sie ein, ihm zu folgen. Viele hörten ihn gern, doch die religiösen Führer, die Schriftgelehrten und Pharisäer, waren gegen Jesus. Sie hatten Angst, ihren Einfluss und ihre Stellung im Volk zu verlieren. Die Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas erzählen, wie es zu einem Bruch kam zwischen Jesus und den Schriftgelehrten und Pharisäern. Davon lesen wir im 12. Kapitel des Matthäus-Evangeliums, im 3. Kapitel des Markusevangeliums und im 11. Kapitel des Lukasevangeliums.

Jesus erzählte den Menschen von Johannes dem Täufer. Jesus fragte: Warum habt ihr ihm nicht geglaubt? Er erzählte das Gleichnis von den Kindern am Marktplatz. Dann warnte Jesus die Städten, in denen er gepredigt hatte, und die doch nicht geglaubt hatten. Das steht alles im 11. Kapitel vom Matthäusevangelium. Im 12. Kapitel warfen die Schriftgelehrten und Pharisäer Jesus vor, er hielt nicht den Sabbat. Dann behaupteten sie, Jesus hätte den bösen Geist durch die Macht des Teufels ausgetrieben. Daraufhin nannte Jesus sie „Schlangenbrut“ (Mt. 12,34).

Das Gleichnis von der Rückkehr des bösen Geistes beschreibt den Zustand des Volkes Israel in der Zeit von Jesus. Sechs Hundert Jahren vor Jesus war das Volk Israel in einem sehr schlechten Zustand. Das Volk betete andere Götter an. Die Menschen kannten die Heilige Schrift nicht. Es gab viel Unrecht. Gott musste sein Volk hart bestrafen. Sie wurden nach Babylon verschleppt. 70 Jahre mussten sie dort bleiben.

Als das Volk Israel in ihr Land zurückkehrten, blieben sie Gott treu. Überall entstanden Synagogen. Jeden Schabbat wurde in den Synagogen aus der Heilige Schrift gelesen. Israel war wie ein Mensch, aus dem der böse Geist ausgetrieben war.

Mit der Zeit bekamen die Schriftgelehrten und Pharisäer mehr und mehr Einfluss in Israel. Sie hatten die gleiche Stellung damals wie die Rabbiner unter den Juden heute. Jesus Christus hat oft über die Probleme der Schriftgelehrten und Pharisäer gesprochen. Er sagte:

1.   Die Traditionen der Schriftgelehrten und Pharisäer waren ihnen wichtiger als die Heilige Schrift
Jesus sagte ihnen: Ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen ein.

Markus 7, 8

Auch heute noch sprechen die jüdischen Rabbiner vom mündlichen Gesetz. Das ist ihnen wichtiger als das geschriebene Gesetz von Mose.

2. Sie machten viele Vorschriften, die die Menschen belasteten
Ihr ladet den Menschen unerträgliche Bürden auf, und ihr selbst rührt die Bürden nicht mit einem Finger an.

Lukas 11, 46

Heute ist es nicht anders. Fromme Juden müssen viele Regeln beachten. Sie müssen aufpassen, was sie essen. Am Schabbat ist ihnen vieles verboten. Sie dürfen das Herd, das Radio, das Fernsehen oder die Klimaanlage nicht ein und aus machen. Im Aufzug dürfen sie den Knopf nicht drücken. Sie müssen warten, bis der Aufzug von einem Stock zum anderen steigt.

3. Ihre Religion hatte mit äußeren Dingen tun und nicht innere Reinheit
Ihr Schriftgelehrten und Pharisäer seid Heuchler. Ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, doch innerlich seid ihr durch und durch verdorben! Ihr erscheint äußerlich gerecht in den Augen der Menschen, doch innerlich seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit.

Matthäus 23, 25.26.28 und Lukas 11, 38

4. Die Schriftgelehrten und Pharisäer waren Heuchler
Ihr Schriftgelehrten und Pharisäer seid Heuchler. Ihr kauft Häuser von armen Witwen ab, die sich nicht wehren können, dann geht ihr in die Synagoge und betet lange Gebete.

Matthäus 23, 14

5. Die Schriftgelehrten und Pharisäer hinderten andere, ins Reich Gottes zu gehen
Ihr Schriftgelehrten und Pharisäer schließt das Reich der Himmel vor den Menschen zu! Ihr selbst geht nicht hinein, und die Menschen, die hinein wollen, die lasst ihr nicht hinein.

Matthäus 23, 13

Wehe euch Schriftgelehrten! Ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen! Ihr selbst seid nicht hineingegangen. Ihr hindert Menschen, die hineingehen wollten!

Lukas 11, 52

Heute noch verbieten die Rabbiner den Juden, das Neues Testament zu lesen!

Deshalb sagte Jesus:

Ihr werdet niemals in Gottes Reich kommen, wenn ihr Gottes Wille nicht besser tut als die Schriftgelehrten und Pharisäer.

Matthäus 5, 20

Gott hatte Israel vorbereitet für das Kommen Jesu. Sie beteten keine falschen Götter mehr an, sie lasen in der Heiligen Schrift. Das Haus Israel war leergefegt, bereit dafür, dass Jesus der Messias hineingeht. Doch dann lehnten sie ihn ab!

Deshalb sagte Jesus: zuletzt wird es mit ihnen schlimmer gehen als vorher. So wird es sein mit diesem bösen Geschlecht!

Die meisten Juden glaubten nicht an Jesus. Später kamen die römischen Armeen, eroberten Jerusalem und zerstörten  den Tempel. Danach hielten die Rabbiner eine Konferenz. Sie beschlossen: Juden, die an Jesus glauben, werden aus der Synagoge ausgeschlossen. So denken die meisten Juden heute, man kann nicht Jude sein und an Jesus als Messias glauben.

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de