Die Offenbarung des Johannes – 18. Teil

Ein Blick hinter die Kulissen

Eine Erklärung der Offenbarung des Johannes
Kapitel 11, 1 – 13

Der Tempel und die zwei Zeugen

Der Tempel

Johannes sagt: Mir wurde eine Messrute gegeben wie ein Stab. Mir wurde gesagt: Steh auf und miss Gottes Heiligtum samt dem Altar, und die, welche darin anbeten!

Offenbarung 11, Vers 1

1. Der Tempel in Jerusalem

König David wollte Gott ein Haus bauen. Gott erlaubte es ihm nicht. David hatte zu viele Kriege gemacht. Sein Sohn Salomo sollte den ersten Tempel in Jerusalem bauen. Dieser Tempel blieb etwa 500 Jahre stehen.

Dann kamen die Babylonier. Im Jahre 586 vor Christus eroberten sie Jerusalem und zerstörten Salomos Tempel. 70 Jahre später durften die Juden ins Land Israel zurückkehren. Sie wollten die Stadt Jerusalem und den Tempel wiederaufbauen. Gott machte ihnen Mut durch den Propheten Sacharja. Er begegnete einen Engel mit einer Messrute. (Sacharja Kapitel 2, Vers 1).

Im Buch des Propheten Maleachi steht: Der Herr, den ihr sucht, wird plötzlich zu seinem Tempel kommen! (Maleachi, Kapitel 3, Vers 1). Der Herr Jesus ging in den Tempel und vertrieb die Händler. (Evangelium nach Markus, Kapitel 11, Vers 15).

Dieser zweite Tempel wird oft Tempel des Herodes genannt. König Herodes hatte 46 Jahre lang daran gearbeitet. Die Jünger Jesu waren sehr stolz auf diesen Tempel. Das kann man lesen im Evangelium nach Markus lesen, Kapitel 13, Vers 1.

Doch der Herr Jesus sagte: Siehe diese großen Gebäude! Es wird kein einziger Stein auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird! (Markus 13,2). So kam es auch. 70 nach Christus eroberten die Römer Jerusalem und zerstörten den Tempel. Heute bleibt nur noch die Klagemauer übrig.

2. Der neue Tempel

Gott gab dem Propheten Hesekiel eine gewaltige Vision. Man kann es nachlesen in den letzten Kapiteln seiner Prophetie (Kapitel 40-48). Hesekiel sah eine Stadt auf einem hohen Berg. Mitten in der Stadt stand ein neuer Tempel. Ein Engel mit einer Messrute in der Hand führte den Propheten Hesekiel durch den Tempel. Dieser Tempel war viel größer als der Tempel Salomos. Die Anordnung und die Maße sind auch anders als der Tempel des Herodes.

Manche Leute glauben, der Tempel in Jerusalem soll wieder aufgebaut werden. Also ein dritter Tempel. Doch der Apostel Paulus sagte ganz deutlich:

Gott hat die Welt gemacht und alles, was darin ist. Er ist der Herr des Himmels und der Erde. Er wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind.

Apostelgeschichte 17, 24

Manche Leute glauben, in einem dritten Tempel werden wieder Tieropfer gebracht. Aber das kann nicht Gottes Wille sein. Denn:

Jesus hat ein einziges Opfer für die Sünden gebracht, das für immer gilt. Mit seinem einzigen Opfer (am Kreuz) hat er uns für immer vollkommen gemacht. Gott sagt: »An ihre Sünden und ihren Ungehorsam will ich nicht mehr denken.« Wo aber Vergebung für diese ist, da gibt es kein Opfer mehr für Sünde.

Hebräer 10, 12.14.17

3. Der Tempel im Geist
Euer Körper ist ein Tempel des Heiligen Geistes. Gott hat ihn euch geschenkt und er wohnt in euch.

1. Korinther 6, 19

Im Alten Testament sagte Gott:

Ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein. Wer an ihn glaubt, wird nicht enttäuscht.

Jesaja 28, 16

Der Herr Jesus sagte:

Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.

Markus 12, 10; Psalm 118,22

Die Menschen haben diesen lebendigen Stein, Jesus, verworfen, aber ihr seid zu ihm gekommen und werdet als lebendige Steine aufgebaut zu einem geistlichen Haus.

1. Petrus 2, 4-5

Ihr gehört zu Gottes Familie. Ihr werdet aufgebaut zu einem heiligen Tempel im Herrn, zu einem Ort, wo Gott im Geist wohnen kann.

Epheser 2, 20-22

Oft werden Kirchen und Kathedralen „Gotteshäuser“ genannt. Doch das ist eigentlich nicht korrekt. Heute wohnt Gott nicht in Häusern aus Stein gebaut, ob Kirche, Synagoge, Moschee oder Tempel. Gott wohnt durch seinen Geist in jedem Menschen, der an Jesus glaubt. Gottes Haus heute ist seine weltweite Gemeinde.

4. Das innere Heiligtum und der äußere Vorhof
Miss das Heiligtum, den Altar und die, die dort anbeten. Doch den äußeren Vorhof miss nicht. Er ist den Nationen übergeben worden. Sie werden die heilige Stadt zertreten 42 Monate lang.

Offenbarung 11, 1-2

Johannes schreibt hier vom geistlichen Tempel. Es ist ein Symbol für die Gemeinde Jesu Christi. Gott gibt Johannes den Befehl, die Innenseite des Heiligtums zu messen. Das bedeutet: das Innenleben der Gemeinde wird von Gott geschützt. Jesus hat versprochen:

Ich will meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches werden sie nicht überwältigen.

Matthäus 16, 18

Aber die christliche Gemeinde hat auch ein Außenleben. Das sind die einzelnen Gläubigen, das sind unsere Ortsgemeinden, das sind auch die Christlichen Gehörlosen-Gemeinschaften. Gottes Feinde werden die Gemeinde des Herrn nie zerstören können. Doch sie können einzelne Gläubige und Gemeinden verspotten, verfolgen und sogar zerstören. Jesus warnte uns:

Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.

Matthäus 10, 16

In der Welt habt ihr Trübsal.

Johannes 16, 33

Ihr werdet verhaftet, verfolgt und umgebracht werden. Auf der ganzen Welt wird man euch hassen, weil ihr euch zu meinem Namen bekennt.

Matthäus 24, 9 (Neues Leben Bibel)

Die zwei Zeugen

Ich will meinen zwei Zeugen geben, dass sie weissagen werden 1.260 Tage lang, bekleidet mit Sacktuch.

Offenbarung 11, 3

1. Die Zeitperiode

In den Kapiteln 11-13 der Offenbarung erscheint mehrmals die gleiche Zeitperiode:

  1. dreieinhalb Jahre: eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit: Offenbarung 12, 14.
  2. 42 Monate: Offenbarung 11, 2; Offenbarung 13, 5.
  3. 1260 Tage: Offenbarung 11, 3; Offenbarung 12, 6.

Viele Christen glauben, sieben Jahre vor Christi Wiederkunft werden die wahrhaft Gläubigen lebendig zu ihrem Herrn in den Himmel entrückt. Das nennt man die „Geheime Entrückung“. Danach soll der Antichrist auftreten. Auf Erden folgt dann 3½ Jahre lang das Große Trübsal.

Doch von einer geheimen Entrückung steht nichts in der Bibel. Wenn der Herr Jesus kommt, seine Gemeinde heimzuholen, wird er öffentlich zum Gericht erscheinen. Das geht eindeutig aus Jesu Erklärung des Gleichnisses vom Unkraut unter dem Weizen (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 13, Verse 41-43) sowie aus dem Gleichnis von den Schafen und den Böcken (Matthäus 25,31-46) hervor.

Die dreieinhalb Jahre erinnern eher an Ereignisse aus dem Alten Testament:

  1. Die Trockenheit in der Zeit des Propheten Elia (Evangelium nach Lukas, Kapitel 4, Vers 25; Jakobusbrief, Kapitel 5 Vers 17).
  2. Die Zeit zwischen der Entweihung des Tempels in Jerusalem durch Antiochus Epiphanes und die Weihe durch die Makkabäer (Daniel 814; 12,11-12).
  3. Die Zeit, in der das kleine Horn, wahrscheinlich der Kaiser Roms, über Gottes Volk herrschen soll (Daniel 7,25; 12,7).

In vielen dieser Stellen geht es darum, dass die Mächte des Bösen über Gottes Volk triumphieren, doch der Herr bewahrt die Seinen.

2. Die Bußpredigt

Die zwei Zeugen sind mit Sacktuch bekleidet, da sie Buße predigen, d.h. die Menschen sollen von ihrer Sünde abwenden und sich zu Gott umkehren. Der Ruf zur Umkehr steht immer am Anfang der Verkündigung des Evangeliums:

Jesus predigte die Gute Nachricht und sagte: Tut Buße!

Markus 1, 16

Pfingsten sagte der Apostel Petrus zu den Menschen:

Tut Buße!

Apostelgeschichte 2, 38

Der Apostel Paulus sagte:

Ich habe allen Menschen öffentlich und privat gepredigt, dass sie Buße tun sollen und glauben an unseren Herrn Jesus Christus.

Apostelgeschichte 20, 21

In Athen sagte er:

Gott gebietet allen Menschen überall, Buße zu tun.

Apostelgeschichte 17, 30

3. Die Zeugen

Manche meinen, die zwei Zeugen seien Mose und Elia. Der Grund liegt in Vers 6, wo die Zeugen Macht haben, Regen aufzuhalten (wie Elia: 1. Könige 17, 1) und Wasser in Blut zu verwandeln (wie Mose: 2. Mose 7, 20). Doch sowohl Mose als auch Elia waren im Himmel.

Andere meinen, die zwei Zeugen seien die Apostel Petrus und Paulus. Der Grund ist, dass die Leichen der Zeugen in der großen Stadt liegen (V. 8). Damals war die große Stadt Rom. Beide, Petrus und Paulus sind in Rom als Märtyrer gestorben.

Wahrscheinlich geht es bei den zwei Zeugen nicht um Einzelpersonen. Gemeint sind alle Gläubige. Wir sind Zeugen Jesu Christi. Der Dienst der beiden Zeugen dauert 1260 Tage, denn jeden Tag geben sie Zeugnis von ihrem Herrn.

4. Die Macht der Zeugen
Die zwei Zeugen sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Gott der Erde stehen. Wenn jemand ihnen Schaden zufügen will, geht Feuer aus ihrem Mund hervor und verzehrt ihre Feinde. So muss er getötet werden. Diese Zeugen haben Vollmacht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen fällt in den Tagen ihrer Weissagung. Sie haben Vollmacht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie wollen.

Offenbarung 11, 4-6

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Im Alten Testament sah der Prophet Sacharja einen goldenen Leuchter. Das war ein Bild vom Volk Israel (Sacharja 4, 11-14). Im ersten Kapitel der Offenbarung sah Johannes sieben Leuchter. Sie waren ein Bild der Gemeinde. Der Statthalter Josua und der Hohepriester Serubabel bauten den Tempel in Jerusalem wieder auf. Wenn wir als Gläubige Zeugnis für Jesus Christus geben, bauen wir den geistlichen Tempel Gottes, die Gemeinde auf.

Es ist sehr gefährlich, gegen die Christen, gegen die Gemeinde und gegen dem Evangelium zu kämpfen. Länder und Völker, die gegen Christen kämpfen, leiden den geistlichen Tod. Vor fünfzig Jahren schrieb ein französischer Politiker ein Buch mit dem Titel: Frankreichs Übel. Er meinte, Frankreich ist hinter Deutschland und England zurückgeblieben, weil man die evangelischen Christen in Frankreich abgelehnt, verfolgt und schließlich vertrieben hat.

5. Das Ende der Zeugen
Wenn die Zeugen ihr Zeugnis vollendet haben, wird das Tier aus dem Abgrund sie bekämpfen, sie besiegen und sie töten. Ihre Leichname werden auf der Straße der großen Stadt liegen, die geistlich Sodom und Ägypten heißt, wo auch unser Herr gekreuzigt worden ist. Menschen aus allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Nationen werden dreieinhalb Tage ihre Leichname sehen und werden nicht zulassen, dass sie zu Grab getragen werden. Die Menschen auf Erden werden sich über sie freuen und frohlocken und werden einander Geschenke schicken, weil diese zwei Propheten sie gequält hatten.

Offenbarung 11, 7-10

Das Tier aus dem Abgrund erscheint wieder im 13. Kapitel der Offenbarung. In erster Linie ist der römische Kaiser Nero gemeint. Er hat als erster die Christen verfolgt. Unter seiner Herrschaft sind die beiden Apostel Petrus und Paulus hingerichtet worden.

Die große Stadt ist natürlich Rom. Rom war damals Hauptstadt des römischen Reiches. Johannes berichtet mehr über sie in Kapitel 17 und 18 der Offenbarung. Hier bringt er Rom in Verbindung mit Sodom, Ägypten und sogar Jerusalem. Die Stadt Sodom war so böse, dass der Herr sie mit Feuer aus dem Himmel zerstören musste (1. Buch Mose, Kapitel 19, Vers 24). Ähnlich ging es übreigens im Jahre 79 nach Christus der Stadt Pompei in Italien. Ägypten was das Land, das das Volk Israel als Sklaven hielt. Jerusalem war die Stadt, die den Herrn Jesus abgelehnt und gekreuzigt hat.

Jesus warnte uns: Ihr werdet von jedermann gehasst sein um meines Namens willen (Matthäus 10, 22). Warum? Weil wir Christen die Menschen quälen. Wieso? Weil wir sie erinnern, dass ihr Leben mit Gott nicht in Ordnung ist. Weil wir ihnen sagen, sie müssen umkehren und an Jesus glauben.

6. Die Entrückung
Nach den dreieinhalb Tagen kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße, und eine große Furcht überfiel die, welche sie sahen. Sie hörten eine laute Stimme aus dem Himmel, die ihnen sagte: Steigt hier herauf! Sie stiegen in der Wolke in den Himmel hinauf, und ihre Feinde sahen sie. Es gab ein großes Erdbeben, der zehnte Teil der Stadt fiel, und 7 000 Menschen kamen um. Die Übrigen wurden voll Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.

Offenbarung 11, 11-13

Die Entrückung der zwei Zeugen  Copyright:: https://www.revelationillustrated.com/

Wir wissen nicht, wann das Zeugnis der Gemeinde Jesu Christi zu Ende sein wird. Gott allein weiß es (Apostelgeschichte 1, 7; Markus, 13, 32). Es gibt noch viele Menschen, die noch nicht von Jesus gehört haben. Es gibt noch viele Gehörlose, die die Gute Nachricht von Jesus noch nicht wissen.

Im Altes Testament sagte der Herr zum Propheten Elia:

Ich habe in Israel siebentausend übrig, die ihre Knie vor Baal nicht gebeugt haben und deren Mund ihn nicht geküsst hat.

1. Könige 19, 18, vgl. Römerbrief 11, 4

Damals waren es nur 7000, die Gott treu blieben. Hier sind es 7000, die umkommen, die übrigen geben Gott die Ehre. Wir denken oft:

Hilf, HERR! Die Frommen verschwinden, es gibt immer wenige Gläubige unter den Menschen!

Psalm 12, 2

Doch vielleicht hat der Herr eine noch größere Ernte einzubringen!

Fortsetzung folgt!

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de