Die Offenbarung des Johannes – 7. Teil

Ein Blick hinter die Kulissen

Eine Erklärung der Offenbarung des Johannes
Kapitel 2, 18 – 29

Das Sendschreiben an Thyatira:
Die verführte Gemeinde.

Dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und seine Füße sind wie Golderz.

Offenbarung 2, 18

Thyatira, heute Akhisar im Westen der Türkei, lag auf einer wichtigen Verbindungstraße zwischen der Provinzhauptstadt Pergamon und den Provinzen weiter östlich.

Thyatira war bekannt für den Tuchhandel, für Golderz und für Töpferei. Auf seiner zweiten Missionsreise lernte der Apostel Paulus in der Stadt Philippi die Lydia kennen. Lukas beschrieb sie als eine Purpurhändlerin aus Thyatira (Apostelgeschichte, Kapitel 16, Vers 14). Jesu Füße werden hier mit Golderz verglichen. In Gottes Gericht werden die Völker wie ein Töpfergefäß zerschmettert.

Der Herr lobt die Gemeinde in Thyatira.

Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und deine Standhaftigkeit und weiß, deine letzten Werke sind mehr als die ersten.

Offenbarung 2, 19

Die Gemeinde in Thyatira war eine tolle Gemeinde. Wer möchte nicht zu einer solchen Gemeinde gehören? Die Gemeindeglieder liebten einander, wie Jesus geboten hat (Evangelium nach Johannes, Kapitel 13, vers 34). Sie glaubten an Gott und glaubten auch an Jesus (Evangelium nach Johannes, Kapitel 14, vers 1). Sie dienten dem Herrn und einander. Sie waren Standhaft und gaben nicht schnell auf.

Die Gemeinde in Thyatira wuchs. Neue Leute kamen hinzu. Die Gemeindeglieder setzten sich immer mehr ein. Ihr Glaube wurde immer tiefer.

In der Gemeinde in Thyatira schien alles in Ordnung zu sein. Doch der Herr Jesus, der Augen hat wie Feuerflammen, sieht die Probleme unter der Oberfläche.

Der Herr hat etwas gegen die Gemeinde in Thyatira.

Ich habe [viel] gegen dich, dass du diese Frau Isebel duldest, die von sich behauptet, Prophetin zu sein. Sie lehrt meine Diener und verführt sie, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen.

Offenbarung 2, 20

Die Probleme in der Gemeinde von Thyatira waren ähnlich wie in der Gemeinde von Pergamon. Doch die Not in Thyatira war größer. Das sieht man an den folgenden Punkten:

1. Aus wenig war viel geworden.

Der Herr Jesus sagte zur Gemeinde von Pergamon: Ich habe einiges gegen dich (Offenbarung 2,14). Zur Gemeinde von Thyatira sagt er Ich habe [viel] gegen dich. Dieses Wort viel steht nicht in allen Handschriften aber es steht im Siniaticus, eine Handschrift des Neuen Testaments, die der deutscher Bibelforscher Tischendorff im Kloster Sinai entdeckte.

2. Die Irrlehre wurde öffentlich als Gottes Wort verkündigt.

In der Gemeinde von Pergamon war es eine Minderheit, die die Irrlehre hielten (2,14). In der Gemeinde von Thyatira wurde die Irrlehre von einer Frau gelehrt. Sie sagte, sie sei eine Prophetin, also von Gott gesandt. Der Herr Jesus nennt sie Isebel. Das war nicht ihr wirklicher Name. Jesus vergleicht sie mit der Frau von König Ahab im Alten Testament. Isebel verleitete ihren Mann, den falschen Gott Baal anzubeten (1. Buch der Könige, Kapitel 16, Vers 31). Sie tötete Gottes Propheten (1. Könige 18,4) und drohte dem Propheten Elia (1. Könige 19,2). Sie stiftete ihren Mann an, den Naboth umzubringen, weil er dem König seinen Weinberg nicht verkaufen wollte (1. Buch der Könige, Kapitel 21).

Es gab keinen wie Ahab, der so tat, was in Gottes Augen böse ist. Seine Frau Isebel hatte ihn dazu verführt.

1. Könige 2, 25

3. Die Unzucht stand in Thyatira in Vordergrund.

In der Gemeinde von Pergamon stand die Götzenspeise im Vordergrund (2,14). In der Gemeinde von Thyatira nennt Jesus zuerst die Unzucht (2,20). Mit Unzucht meint man Geschlechtsverkehr (Sex) mit jemand anders als dem verheirateten Ehepartner.

4. Die falsche Prophetin wollte nicht Buße tun.
Ich habe ihr Zeit gegeben, Buße zu tun, aber sie will ihre Unzucht nicht lassen.

Offenbarung 2, 21

5. Der Herr nennt die Irrwege der Gemeinde „die Tiefen Satans“.
Es gibt andere in Thyatira, die diese [falsche] Lehre nicht haben und nicht erkannt haben die tiefen Satans, wie sie sagen.

Offenbarung 2, 24

Die falsche Prophetin Isebel und ihre Anhänger haben wahrscheinlich gesagt: um den Teufel zu überwinden, muss man ihn kennen. Heute ist es ähnlich. Ein christlicher Musiker fragte einmal: „Warum sollte der Teufel immer die beste Musik haben?“ So wurde Rockmusik in die christliche Gemeinde eingeführt. Heute sagt man: „Die Menschen wollen Unterhaltung haben. Wir müssen sie auch im Gottesdienst unterhalten!“

6. Die Zeit der Strafe war schon gekommen.
Ich werde sie aufs Bett werfen. Die Leute, die mit ihr die Ehe gebrochen haben, werde ich in große Not kommen lassen, wenn sie nicht von ihren Taten abkehren. Isebels Kinder werde ich sterben lassen.

Offenbarung 2, 22

Jesus kündigt der Gemeinde in Thyatira die Strafe an.

1. Krankheit
Ich werfe sie [die falsche Prophetin Isebel] aufs Bett. Alle Gemeinden sollen erkennen: ich untersuche das Herz der Menschen. Ich vergelte jedem, was er durch seine Taten verdient hat.

Offenbarung 2, 22-23

In vielen deutsche Bibelübersetzungen steht Krankenbett oder sogar Krankenlager. Das heißt: der Herr wird die Isebel krank werden lassen. Dann werden alle erkennen, dass sie eine falsche Prophetin war. Nicht jede Krankheit ist eine Strafe Gottes. Aber manchmal kann Krankheit eine Strafe Gottes sein.

Der König Usia von Israel wurde übermütig. Er ging in den Tempel Gottes und wollte den Priesterdienst ausüben, doch der Herr ließ ihn aussätzig werden (nachzulesen im 2. Buch der Chronik, Kapitel 26, Verse 16 bis 21). Manche Gemeindeglieder in Korinth missachteten das Abendmahl. Der Apostel Paulus schrieb: Darum sind viele Schwache und Kranke unter euch (1. Brief an die Korinther, Kapitel 11, Vers 30).

2. Schande
Ich werfe sie [die falsche Prophetin Isebel] auf eine Couch. Alle, die sich mit ihr eingelassen haben, werden Schlimmes durchmachen.

Offenbarung 2, 22

In seinem Buch über die Sendschreiben meinte der Historiker Sir William Ramsay, Isebel sollte nicht auf eine Krankenbett geworfen werden sondern auf eine Couch. Damals saß man bei den Mahlzeiten nicht auf Stühlen am Tisch sondern lag auf Polsterliegen um den Tisch herum. Also: Isebel wird gezwungen, an den Feiern teilzunehmen, wo die Männer besoffen waren und flirteten. Eine Schande für eine anständige Frau. Mit anderen Worten: sie muss ihre eigene Medizin schlucken.

3. Tod
Ihre Kinder werde ich mit dem Tod schlagen.

Offenbarung 2, 23a

Es ist nicht sicher, ob damit Isebels leibliche Kinder gemeint sind oder Leute, die ihrer falschen Lehre folgten. Auf jeden Fall lässt Gott manchmal Menschen sterben, weil sie ihm ungehorsam sind. So geschah es Achan mit seiner Familie (Buch Josua, Kapitel 7, Verse 1+19-26), so geschah es auch mit Hananias und Sapphira (Apostelgeschichte, Kapitel 5, Verse 1 bis 11).

Die Verheißung an die Überwinder

Ich sage den übrigen in Thyatira: Ich lege keine weitere Last auf euch. Was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme! Wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Macht geben über die Völker, und er wird sie mit einem eisernen Stab weiden, wie man Töpfergefäße zerschmettert, wie auch ich es von meinem Vater empfangen habe. Ich werde ihm den Morgenstern geben. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Offenbarung 2, 24-29

1. Wir müssen festhalten bis ans Ende.

Jesus sagte zur Gemeinde in Thyatira: Haltet fest,was ihr habt. Das sagt er uns auch. Wir sollen überlegen, was wir haben. Gott hat uns vieles geschenkt. Er hat uns das Heil in Jesus geschenkt. Er hat uns die Heilige Schrift gegeben, die uns den Weg des Heils weist. Er hat uns den Heiligen Geist gegeben, damit wir zu Gottes Ehre leben können. Er hat uns die Gemeinde geschenkt, wo wir Gemeinschaft und Hilfe bekommen. Diese Dinge sollen wir festhalten.

2. Macht über die Völker

Damals hatte das Römische Reich Macht über die Völker. Rom herrschte mit einem eisernen Stab. Wer rebellierte gegen Rom wurde zerschmettert. Der Kaiser von Rom verlangte, dass man ihn als Gott anbetete. Die Gemeindeglieder sagten: „Nein! Wir beten nur Jesus an.“ Sie waren machtlos gegenüber dem Römischen Reich.

Doch Jesus sagt: es kommt ein neuer Tag. Im 2. Psalm steht:

Die Könige der Erde lehnen sich auf gegen den Herrn und gegen Christus. Der Herr spottet über sie und sagt: Ich habe meinen König gesalbt. Ich sage ihm: Du bist mein Sohn. Ich werde dir die Völker als Erbe geben und die Enden der Erde als dein Eigentum. Du sollst sie wie Töpfergefäße mit eisernem Zepter zerschmettern.

Psalm 2, Verse 2+4+6-8

In der Offenbarung steht:

Die Königreiche der Welt gehören nun unserem Herrn und Christus, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Offenbarung 11, 15

Kein Mensch weiß, wann dieser Tag kommen wird. Aber wir wissen: wenn wir an Jesus Christus glauben und ihm treu folgen, werden wir auch mit ihm herrschen in Gottes neuer Welt. Am Ende vom Buch der Offenbarung lesen wir mehr davon.

3. Hoffnung.

Deshalb sagt uns der Herr Jesus: Ich werde ihm den Morgenstern geben. Der Morgenstern ist wahrscheinlich der Planet Venus, der entweder am Abend oder am frühen Morgen hell strahlt. Er ist das Zeichen, dass ein neuer Tag beginnt. In Jesus haben wir eine ewige Hoffnung!

Fortsetzung folgt!

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de