Ökumene und Evangelische Allianz – 4. Teil

Bedenken über die Ökumene

Unser Herr Jesus Christus betete, dass seine Nachfolger eins sein möchten (Johannesevangelium 17,21). Der Apostel Paulus mahnte die Christen, die Einheit des Geistes zu wahren (Epheserbrief 4,3). Der Ökumenische Rat der Kirchen (Weltkirchenrat) will die Einheit der Kirchen fördern. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen will die Einheit der Christen vor Ort verwirklichen.

Trotzdem gibt es Christen, die Bedenken haben über die Ökumene. Das sind vor allem Christen, die die Heilige Schrift, die Bibel, als Grundlage für ihr Leben und für die Lehre der Kirche ernst nehmen. In diesem Artikel wollen wir einige dieser Bedenken erklären.

Die Zielgruppe

Das erste Bedenken betrifft die Zielgruppe. Das Ziel der Ökumene ist die Einheit der Christen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wer Christ ist, und wer nicht.

Die Ökumene, wie die großen Volkskirchen (Römisch-katholisch und Evangelisch), halten alle für Christen, die als Säugling getauft worden sind und später die Firmung empfangen haben bzw. konfirmiert worden sind.

Doch jeder weiß, dass die überwiegende Mehrzahl der Kirchenmitglieder ihr Christsein nicht ausleben. Ihr Name steht zwar auf der Liste, aber sie gehen kaum zur Kirche, bestenfalls an hohen kirchlichen Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern oder bei Hochzeiten oder Beerdigungen.

Man nennt solche Leute Traditionschristen. Ein anderes Wort ist Namenchristen. Die Pfarrer sprechen von Karteileichen. In der Offenbarung des Johannes sagt der Herr Jesus Christus zu einer Kirchengemeinde: Du hast einen Namen, dass du lebt und bist doch tot! (Kapitel 3, Vers 1)

Im 24. Kapitel des Matthäusevangeliums sagte Jesus voraus: Weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. (Vers 12). Viele werden vom glauben abfallen, warnte er (Vers 10).

Zu einer anderen Kirchengemeinde in der Johannes-offenbarung sagt Jesus: „Du bist lau geworden, deshalb werde ich dich ausspucken“ (Kapitel 3, Vers 16).

Im dritten Kapitel seines zweiten Briefs an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus klärte der Apostel Paulus ihn darüber auf, dass eine Zeit kommt, in der die Menschen einen Schein der Frömmigkeit haben, aber deren Kraft leugnen sie (Vers 5).

Oft liest man Zahlen, dass es über eine Milliarde Christen in der Welt geben soll. Doch Jesus sprach von der kleinen Herde (Lukasevangelium Kapitel 12 Vers 32). Er sagte: Der Eingang ist eng und der Weg ist schmal, der zum ewigen Leben führt, und wenig finden ihn (Matthäusevangelium Kapitel 7 Vers 14). Nicht alle, die mich „Herrn“ nennen, werden ins Himmelreich kommen (Vers 21).

Zu solchen Menschen wird der Herr einmal sagen: Weichet von mir! Ich habe euch nie gekannt! (Vers 23).

Ein(e) wahre Christ(in) kann nicht nur Traditions-christ sein. Er oder sie hat verstanden, dass er ein sündiger Mensch ist, schuldig vor Gott. Sein Vertrauen hat er auf Jesus Christus gesetzt, er weiß, dass Gott ihm die Sünden vergeben hat, weil Jesus am Kreuz dafür starb. Der Heilige Geist ist in sein Leben gekommen und macht ihn zu einem neuen Menschen.

Ein solcher wiedergeborener Gläubiger hat nichts gemeinsam mit den Traditionschristen. Es ist illusorisch, sie zu einer Einheit zusammenzubringen.

Die Lehre der Kirche

Das zweite Bedenken betrifft die Lehre der Kirche. Zwischen den verschiedenen Kirchen gibt es ernsthafte Unterschiede in der Lehre. Um Einheit zu erreichen, verwischt die Ökumene wichtige Unterschiede.

Der Herr Jesus Christus Sprach folgende Warnung aus: Hütet euch vor vor den falschen Propheten. Sie kommen zu euch im Schafspelz, doch in Wirklichkeit sind sie reißende Wölfe. (Matthäusevangelium Kapitel 7, Vers 15) Der Apostel Paulus warnte die Christen damals: nach meinem Abschied werden reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen. (Apostelgeschichte Kapitel 20, Vers 29).

Der Apostel Petrus schrieb: Schon im Alten Testament gab es falsche Propheten, und genauso wird es in der Kirche falsche Lehrer geben, die gefährliche Irrlehren verkünden. (2.Petrusbrief, Kapitel 2, Vers1).

Nicht alle Irrlehren sind gefährlich. Es gibt aber Irrlehren, die uns vom Heil und vom ewigen Leben zurückhalten.

Seinem jungen Mitarbeiter Timotheus schrieb der Apostel Paulus: Es wird eine Zeit kommen in der man die gesunde Lehre nicht mehr ertragen werden. Die Leute werden nach Lehrern Ausschau halten, die ihnen sagen, was sie hören wollen, und sich von der Wahrheit abwenden. (2. Timotheusbrief, Kapitel 4, Verse 3 + 4). In der letzten Zeit werden viele den Glauben verlassen. Sie werden auf verführerische Geister achten und dämonischen Lehren folgen, zum Beispiel dass man nicht heiraten darf (Zölibat!) und fasten muss. (1. Timotheusbrief, Kapitel 4, Verse 1 bis 3).

Über die Jahrhunderte sind viele falsche Ideen in die Kirche hineingekommen. Einige Leute waren überzeugt, dass die Kirche die klare Lehre Jesu Christi verdunkelt hatte. Einer von ihnen war der Mönch Martin Luther. Er rief den Papst auf, die Kirche zu reformieren (= korrigieren). Der Papst lehnte ab. Martin Luther wurde exkommuniziert. So begann die Evangelische Kirche. Evangelisch bedeutet: im Einklang mit dem Evangelium von Jesus Christus.

Heute sagen viele Menschen: „Wir glauben doch alle das gleiche!“ aber das stimmt nicht. Es gibt wichtige Unterschiede in der Lehre de Kirche. Wir wollen nun kurz einige davon nennen.

Die Quelle der Lehre

Die erste Frage, dir wir uns stellen müssen, ist: woher weiß ich, was ich glauben soll? Die Römisch-katholische und die Orthodoxen Kirchen sagen: „die Tradition der Kirche.“ Die moderne Theologie sagt: „Die menschliche Vernunft.“ Doch nur die Heilige Schrift ist eine zuverlässige Quelle der Lehre.

Jesus Christus, Gottes Sohn

Die Unitarische Kirche glaubt, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist, doch nicht Gott gleich. Diese Kirche ist trotzdem auch Mitglied im Weltkirchenrat.

Mittler zwischen Gott und uns Menschen

Die Bibel sagt ist ganz klar. Es gibt nur einen Gott und einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus. (1. Timotheusbrief, Kapitel 2, Vers 5). Doch viele Christen beten auch zur „Jungfrau“ und den Heiligen. Die Heilige Schrift macht deutlich, dass wir weder Menschen noch Engel verehren sollen, nur Gott allein.

Nach Auffassung der Römisch-katholischen und Orthodoxen Kirchen sind die Priester auch Mittler zwischen Gott und den Menschen. Nur sie dürfen die Sakramente spenden. Durch die Sakramente empfängt man Gottes Gnade. Ohne Priester kann man kein Christ werden oder bleiben.

Die Bibel sagt, Jesus Christus ist unser Priester. Er hat uns am Kreuz mit Gott versöhnt. Wir brauchen keinen weiteren Priester.

In der Evangelischen Landeskirche und den Freikirchen spenden die Pastoren keine Sakramente. Sie verkündigen Gottes Wort, das Evangelium, die Lehre der Heiligen Schrift. Christ wird und bleibt man nicht durch Sakramente sondern durch den Glauben an Gottes Wort, das Evangelium.

Die Grundlage des Heils

Der Apostel Paulus schrieb: Aus Gnade seid ihr errettet worden durch Glauben, nicht aufgrund eures Verdienstes sondern als Geschenk Gottes, nicht aufgrund eurer Leistung, damit sich keiner etwas einbildet. (Epheserbrief, Kapitel 2, Verse 8+9). Wir können nichts tun, um Gottes Vergebung zu verdienen. Jesus hat unsere Schuld vollkommen am Kreuz bezahlt. Wir können dieses Geschenk Gottes nur dankbar annehmen.

Doch viele Christen meinen, sie müssen einen Beitrag leisten: sie beten den Rosenkranz, sie gehen zur Beichte, sie pilgern nach Lourdes oder Fatima, und vieles andere mehr.

Die Ökumene strebt eine äußere Einheit an

Es gibt noch weitere Bedenken gegen die Ökumene. Eins hat mit der Art der Einheit zu tun. Die Ökumene sucht die Kirchen zusammen zu führen. Es geht also um eine Einheit der Organisation. Wir haben abet am Anfang gesehen, dass die Einheit im Geist zählt.

Die Ökumene arbeitet von oben nach unten

Ein weiteres Bedenken ist der Weg zur Einheit. Die Ökumene will die Einheit von oben herab verordnen. Wichtiger ist die Gemeinschaft an der Basis.

Die Ökumene verfolgt ein unrealistisches Ziel

Es wird der Ökumene nie gelingen, alle Christen unter einer Weltkirche zu vereinen. Es wird immer gläubige Menschen geben, die aus Gewissensgründen nicht mitmachen.

Im Mittelalter gab es in Europa nur die eine Kirche. Doch auch damals gab es viele Dissidenten (Leute, die damit nicht einverstanden waren). Sie wurden von der Kirche als Ketzer oder Häretiker gestempelt. Doch viele von ihen waren ernthafte und fromme Christen. Sie wurden von der Kirche und vom Staat verfolgt, verhaftet und manchmal hingerichtet wegen ihres Glaubens. Sie sagten mit dem Apostel Petrus: Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apostelgeschichte Kapitel 5, Vers 29).

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de