Die Offenbarung des Johannes – 27. Teil

Ein Blick hinter die Kulissen

Eine Erklärung der Offenbarung des Johannes
Kapitel 17, Verse 1 – 13

Die Hure Babylon

Eine Geschichte von zwei Frauen und zwei Städten
Einer von den sieben Engeln mit den sieben Schalen kam und redete mit mir und sagte mir: Komm! Ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen.

Offenbarung 17, 1

Einer der sieben Engel mit den sieben Schalen redete mit mir und sagte: Komm, ich will dir die Frau, die Braut des Lammes, zeigen, die heilige Stadt, Jerusalem, die aus dem Himmel herabkam.

Offenbarung 21, 9+10

Der englische Schriftstelle Charles Dickens verfasste 1859 den Roman Eine Erzählung von Zwei Städten. Die zwei Städte waren London und Paris. Der Roman erzählte von der Französischen Revolution.

Die Offenbarung des Johannes erzählt am Schluss auch von zwei Städten und von zwei Frauen. Die zwei Frauen stehen für diese beiden Städten: die Hure Babylon und die Braut des Lammes, das himmlische Jerusalem.

Die zwei Babylone

In meinem Bücherschrank steht ein Buch mit dem Titel Die zwei Babylone. Das Buch erschien zum ersten Mal vor 150 Jahren. Das erste Babylon war eine Stadt im Nahen Osten. Heute ist sie nur eine Ruine. In der Zeit des Alten Testaments war Babylon die Hauptstadt eines großen Reiches. Nebukadnezar, der König von Babylon, marschierte damals in Israel ein. Er besiegte Jerusalem, zerstörte den Tempel Gottes und führte die Juden nach Babylon weg.

Das zweite Babylon ist Rom. Johannes schreibt:

Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt. Die Frau ist die große Stadt, die die Herrschaft ausübt über die Könige der Erde.

Offenbarung 17, 10 + 18

Das himmlische Jerusalem ist die Braut des Lammes, Jesus. Sie ist die Gemeinde der wahren Gläubigen an Jesus aus allen Zeiten.

Babylon ist eine Hure. Deshalb denken viele Leute, Babylon ist die falsche Kirche, eine Hurenkirche. Früher dachte man, Babylon bedeutet die Römisch-Katholische Kirche. Heute denken viele, Babylon bedeutet die Ökumene, den Weltrat der Kirchen.

Die Hure Babylon ist ein Bild der Welt ohne Gott.
Ihr Ehebrecher, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, der macht sich zum Feind Gottes!

Jakobus 4, 4

Eine Hure will den Mann verführen, seiner Frau untreu zu sein. Ebenso will die gottlose Welt Menschen verführen, die an Jesus Christus glauben. Deshalb sagt die Heilige Schrift:

Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist: die Fleischeslust, die Augenlust und der Hochmut des Lebens. Wenn jemand die Welt lieb hat, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.

1. Johannes 2, 15-16

Die Hure Babylon und die Könige der Erde
Die Könige der Erde haben mit der Hure Unzucht getrieben. Die Bewohner der Erde sind betrunken von der Wein ihrer Unzucht.

Offenbarung 17, 2

Als Johannes die Offenbarung schrieb, war Rom die Hauptstadt eines Weltrreiches. Das römische Reich erstreckte sich von Britannien im Westen bis nach Irak am persischen Golf im Osten. Die Herrscher und Völker aller dieser Länder waren Rom untertan. Sie profitierten von Roms Macht und Reichtum.

Die Frau und das Tier
Der Engel brachte mich im Geist in eine Wüste. Dort sah ich eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen. Das Tier war voll Namen der Lästerung. Es hatte sieben Köpfe und zehn Hörner.

Offenbarung 17, 3

Die Hure Babylon
copyright: https://www.revelationillustrated.com/

Johannes sah, dass die Frau, die Hure Babylon, auf einem scharlachroten Tier saß. Von diesem scharlachroten Tier liest man in Kapitel 13 der Offenbarung. Die rote Farbe, die sieben Köpfe und die zehn Häupter hat das Tier von dem Drachen Satan. Von ihm liest man in Kapitel 12 der Offenbarung.

In der Zeit, in der Johannes die Offenbarung schrieb, war das Tier der Kaiser Roms. Die römischen Kaiser behaupteten, Gott zu sein. Deshalb waren sie mit Satan verbunden. Die Frau, die Hure Babylon, saß auf dem Tier. Das heißt, die Militärmacht Roms brachte der Stadt und dem römischen Reich Wohlstand Pracht.

Das ist in allen Zeiten so gewesen. Einmal im Jahr singen die Briten: „Herrsche, Britannia! Britannia beherrscht die Weltmeere!“ Das Britische Reich wurde auf Englands Seemacht aufgebaut. In Paris steht der Triumphbogen. Sternförmig führen breite Alleen von ihm aus. Alle sind nach den Siegen Napoleons genannt. Deutschlands Aufstieg im 19. Jahrhundert kam durch die Kriege, die Bismarck gegen Dänemark, Österreich und Frankreich führte. „Blut und Eisen“ war seine Parole. Ähnliches könnte man im 20. Jahrhundert über die Vereinigten Staaten von Amerika, über die Sowjetunion und heute über China sagen.

Der Prunk und die Unzucht der Hure Babylon
Die Frau war gekleidet in Purpur und Scharlach. Sie war übergoldet mit Gold und Edelsteinen und Perlen. Sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Gräueln und der Unreinheit ihrer Unzucht.

Offenbarung 17, 4

Die Menschen zur Zeit des Johannes waren beeindruckt von Rom. Rom war reich und mächtig. Sie bot den Menschen Spaß und Vergnügen an. Die Welt ohne Gott ist heute nicht anders. Die Menschen bewundern die Prominenten, Filmstars, reiche Geschäftsleute, Sportler. Die fahren schnelle Autos, wohnen in riesigen Villen, tragen die teuersten Kleider. Wir sehen ihre Bilder in den Zeitungen und den Medien.

Doch dieser Prunk hat seinen Preis. Johannes spricht von Gräueln, Unreinheit und Unzucht. Der Apostel Jakobus erklärt. Was damit gemeint ist:

Ihr Ehebrecher und Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, der macht sich zum Feind Gottes

Jakobus 4, 4

Der Name der Hure Babylon
Auf der Stirn der Frau stand ein Name geschrieben: Geheimnis, Babylon die Große, Mutter der Huren und der Gräuel der Erde.

Offenbarung 17, 5

Der Name der Frau ist ein Geheimnis. Das heißt, man muss die richtige Erkenntnis haben, um ihn zu verstehen. Das hatte Johannes schon im 13. Kapitel der Offenbarung gesagt. Dort ging es um die Zahl des Tiers. Der Apostel Petrus schrieb am Ende seines ersten Briefes:

Es grüßt euch die Mitauserwählte in Babylon.

1. Petrus 5, 13

Bei den ersten Christen war Babylon ein Geheimname für Rom. Es gab mehrere Parallele zwischen der alten Babylon and dem kaiserlichen Rom:

1.   Überheblichkeit

Der Prophet Jesaja sagte über die alte Babylon:

Du glaubtest, du würdest für immer als Königin herrschen. du sagst: »Ich bin die Größte! Neben mir kommt keiner auf«.

Jesaja, Kapitel 47, 7-8

Der Apostel Johannes schreibt über Rom:

Sie sagt in ihrem Herzen: Ich throne als Königin. Ich werde kein Leid sehen!

Offenbarung 18, 7

2. Unterdruckung besiegter Völker

Der Prophet Jesaja sagte über die alte Babylon:

Der Tyrann, der die Völker im Grimm schlug mit unaufhörlichen Schlägen, der im Zorn Nationen niedertrat mit schonungsloser Verfolgung.

Jesaja 14, 6

Wer sich gegen Rom auflehnte, wurde brutal niedergeschlagen.

3. Verfolgung von Gottes Volk

Nebukadnezar, der König von Babylon, besiegte Israel und führte die Juden nach Babylon weg.

Die Kinder Israels und die Kinder Judas leiden miteinander Gewalt, und alle, die sie gefangen wegführten, halten sie fest, weigern sich, sie loszulassen.

Jeremia 50, 33

Das römische Reich verfolgte die Christen. Sie wurden hingerichtet oder in der Arena von wilden Tieren zerrissen. Johannes schrieb:

Ich sah die Frau berauscht vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu.

Offenbarung 17, 6

4. Götzendienst und Aberglaube

Der Prophet Hesekiel beschrieb, wie der König von Babylon den besten Weg nach Jerusalem aussuchte:

Er wirft mit den Pfeilen das Los, um sich wahrsagen zu lassen. Er befragt seinen Götzen und beschaut die Leber.

Hesekiel 21, 26

König Belsazar von Babylon machte ein herrliches Mahl für seine tausend Mächtigen. Als sie so tranken, lobten sie die goldenen, silbernen, bronzenen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter.

Daniel 5, 1 und 4

Der Prophet Jeremia beschrieb das Ende vom alten Babylon im Altes Testament:

Es kommt die Zeit, dass ich die Götzen zu Babel heimsuchen will. Babel ist genommen, Bel ist zuschanden, Merodach ist zerschmettert; ihre Götzen sind zuschanden, ihre Götterbilder sind zerschmettert!

Jeremia 51, 47; 50, 2

In Rom herrschte auch der Götzendienst und der Aberglaube. Die römischen Kaiser ließen sich wie Gott anbeten. Die Göttin Roma galt als Schutzmacht der Stadt und des Reiches.

Aber nicht nur in Babylon und Rom gab Götzendienst und Aberglaube. Vor jedem Bundesligaspiel sieht man, wie die Torhüter die Pfosten und die Latte des Tores berühren. Sie hoffen dadurch, dass sie während des Spiels kein Tor einkassieren. Das ist Aberglaube – und nützt nichts! Wieviele Menschen vertrauen auf Statuen und Bilder von Göttern und Heiligen!

Das Geheimnis des Tiers
Ich verwunderte mich sehr. Der Engel sagte zu mir: Warum verwunderst du dich? Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt, das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht mehr, und es wird aus dem Abgrund heraufkommen und ins Verderben laufen. Die Erdbewohner, deren Namen nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, das war und nicht ist und doch ist..

Offenbarung 17, 6-8

Der Engel spricht hier von einem Tier, das war, doch jetzt nicht ist, das aber wieder heraufkommen wird. Ernsthafte Bibelausleger sind einig, dass es sich um den römischen Kaiser Nero handelt. Nero nahm sich das Leben (siehe Artikel Nero in wikipedia). Doch gabe es Gerüchte, Nero würde wieder zum Leben erwachen. Natürlich ist das nicht geschehen. Doch hat es immer wieder Diktatoren gegeben, bis auf den heutigen Tag. Sie werden von den Menschen oft bewundert.

Kaiser Karl und König Friedrich wurden „Große“ genannt. Von Friedrich Bararossa glaubte man, er würde eines Tages wiederkommen. Ludwig XIV von Frankreich wurde „Sonnenkönig“ genannt. Josef Stalin nannte man „den großen Bruder“. Die Deutschen jubelten Kaiser Wilhelm II und auch Adolf Hitler zu.

Die sieben Häupter
Hier ist ein Sinn für Weisheit nötig! Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt. Sie stehen auch für sieben Könige. Fünf sind gefallen, einer ist noch da. Der andere ist noch nicht gekommen. Wenn er kommt, muss er für eine kurze Zeit bleiben. Das Tier, das war und nicht ist, ist auch selbst der achte, und es ist einer von den sieben, und es läuft ins Verderben.

Offenbarung 17, 9-11

Die sieben Berge zeigen, dass hier die Stadt Rom gemeint ist. Aber die Köpfe stehen auch für römische Kaiser. Zur Zeit des Johannes waren einige schon gestorben. Aber andere sollten folgen.

Doch diese Worte haben nicht nur mit dem römischen Reich und den römischen Kaisern zu tun. Sie gelten auch für alle Diktatoren, die kommen sollten. Sie werden alle rücksichtslos sein wie Kaiser Nero. Sie werden die Menschen verfolgen, die an Jesus glauben.

Sie werden eine kleine Zeit bleiben. Diese Worte meinen die ganze Zeit zwischen der Auferstehung Jesu Christi und seiner Wiederkunft in Herrlichkeit. Eine kleine Zeit ist die Leidenszeit der Gläubigen (siehe den ersten Petrusbrief, Kapitel 1, Vers 6 und Kapitel 5, Vers 10) und der Märtyrer (sieh Offenbarung 6,11).

Die zehn Könige
Die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, die noch kein Reich empfangen haben. Sie erlangen Macht wie Könige für eine Stunde zusammen mit dem Tier. Sie haben einen einmütigen Sinn, und sie übergeben ihre Macht und Herrschaft dem Tier.

Offenbarung 17, 12-13

Die zehn Könige erinnern an die zehn Zehen des Standbildes, von dem Nebuchadnezar träumte (vgl. das Buch Daniel, Kapitel 2, Vers 42). Das Tier, das Daniel in einer Vision sah, hatte ebenfalls zehn Hörner (Daniel, Kapitel 7, Vers 7). Es ist merkwürdig, dass die Völker, die die Weltgeschichte bisher dominiert haben (mit Ausnahme von China), alle vom römischen Reich abstammen.

Über Babylons Kampf gegen Jesus Christus und die Seinen, sowie über Babylons Untergang, lesen wir in der nächsten Folge.

Fortsetzung folgt!

Michael Ponsford
mponsford@t-online.de